Hochschulen

Auch in Potsdam soll die Ausbildung von Ärzten vorangebracht werden

  • Dienstag, 1. Juli 2025
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Potsdam – Wer in Brandenburg an medizinische Forschung oder Ausbildung denkt, der denkt an Neuruppin und Cottbus. Die von kommunalen und freigemeinnützigen Trägern getragene Medizinische Hochschule Brandenburg hat sich als Ausbildungsstätte für Ärzte etabliert, und in Cottbus entsteht die „Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem“ (MUL-CT). Die Landeshauptstadt Potsdam hingegen droht, bei diesem Thema etwas ins Hintertreffen zu geraten.

Gestern Abend indes trafen sich rund 80 Vertreter des Gesundheitsbereichs zu einem „Austauschforum Gesundheit Potsdam“, das unter Federführung des städtischen Klinikums Ernst von Bergmann (EvB) durchgeführt wurde.

„Wir wollen den Wissenschafts- und Gesundheitsstandort Potsdam stärken“, sagte EvB-Geschäftsführerin Karin Hochbaum. Die Klinik arbeitet seit 2020 mit der privaten „Health and Medical University“ (HMU) zusammen, die in mehreren deutschen Städten, meist in Kooperation mit dem Helios-Konzern, angehende Ärzte ausbildet.

Mit der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags vereinbarte das EvB gestern zudem eine Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam. „Seit fast sechs Jahren nutzen wir die Synergien zwischen medizinischer Forschung, Lehre und Patientenversorgung als akademisches Lehrkrankenhaus“, sagte Hochbaum. Diese Zusammenarbeit zieht Studierende, aber auch Ärzte und Forscher aus ganz Deutschland nach Potsdam, die in einem medizinischen Maximalversorger lernen und arbeiten.“

Man wolle das Klinikum nun zu einem Universitätskrankenhaus weiterentwickeln. „Eine Weiterentwicklung zur Universitätsmedizin stärkt unsere erstklassige medizinische Versorgung auf dem neuesten Stand der Wissenschaft“, so Hochbaum.

„Fortschrittliche Behandlungsmethoden für hochkomplexe Fälle, seltene Erkrankungen, überregionale Versorgung etwa in der Onkologie, Neurologie, Perinatalmedizin und Notfallversorgung und der Zugang zu klinischen Studien bieten einen großen Nutzen für die Patienten.“

Hinter solchen Äußerungen mag freilich auch ein Konkurrenzgedanke stehen: Denn das städtische Klinikum im benachbarten Brandenburg (Havel) und das Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum schmücken sich seit einiger Zeit damit, Universitätsklinika der MHB und der MUL-CT zu sein. Das hat nach Angaben der Kliniken zu einer deutlich veränderten Bewerberlage etwa bei Stellenausschreibungen geführt.

Doch auch in Potsdam werden Ärzte ausgebildet: Im Wintersemester 2020/21 nahmen die ersten 152 Studierenden das Studium in Humanmedizin an der HMU in Potsdam auf. Die ersten Approbationen wird es im Wintersemester 2026 geben.

„Das KEvB und die HMU haben in Potsdam eine wesentliche Ausbildungseinrichtung für Ärztinnen und Ärzte geschaffen, die ab 2026 jährlich über 100 ausgebildete Medizinerinnen ins Berufsleben entlässt“, sagte Ilona Renken-Olthoff, Gesellschafter-Geschäftsführerin der HMU.

Die Universität Potsdam wiederum strebt als größte Forschungseinrichtung in Potsdam mit der Fakultät für Gesundheitswissenschaften und der Fakultät Digital Engineering eine Kooperation mit dem EvB in den Bereichen Prävention, Versorgungsforschung, Sportmedizin, den Kognitionswissenschaften, dem Bereich Digital Health und in der Ausbildung medizinnaher Berufsfelder wie Patholinguistik an.

Aus Sicht der Brandenburger Landesärztekammer (LÄKB) allerdings reicht die Ausbildung künftiger Mediziner allein nicht aus. Die Krankenhausreform drohe, Weiterbildungsmöglichkeiten für Fachärzte zu vernichten, sagte der Geschäftsführer der Landesärztekammer, Daniel Sobotta. „Wir haben die Sorge, dass sich die Zahl der Weiterbildungsstätten halbiert.“

Man müsse befürchten, dass die in Brandenburg ausgebildeten Ärzte dann für ihre Facharztausbildung in die „umliegenden Großstädte“ abwanderten. Im Bereich der Inneren Medizin und der Rheumatologie gebe es in Brandenburg etwa nur acht Weiterbildungsstätten. „Davon würde nur die Hälfte überleben, was die Leistungsgrupen angeht“, warnte Sobotta. „Und kein Krankenhaus wird eine Leistungsgruppe erhalten, nur um die Weiterbildung abzusichern.“

benl

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