Berliner Charité schreibt weiterhin rote Zahlen

Berlin – Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat das vergangene Jahr erneut mit einem Defizit abgeschlossen. Der Jahresfehlbetrag der Charité beläuft sich auf 87,4 Millionen Euro, wie das Klinikum heute mitteilte. Die Höhe der Verluste ist geringer als noch im Jahr zuvor. Damals waren es rund 134,5 Millionen Euro Verlust gewesen.
Der Finanz- und Strukturausschuss hat dem Aufsichtsrat der Charité in seiner heutigen Sitzung empfohlen, den Jahresabschluss 2024 festzustellen.
Die Charité wies darauf hin, dass die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser in Deutschland sehr herausfordernd sei. Seit Einführung des diagnosebezogenen Fallpauschalensystems (DRG) im Jahr 2003 hätten noch nie so viele Kliniken eine so schlechte wirtschaftliche Lage beklagt wie im vergangenen Jahr.
Die „Verbesserung des Jahresergebnisses“, wie die Charité schreibt, sei „mit konsequenten Maßnahmen zur Steigerung der klinischen Leistung bei gleichzeitiger Reduktion von Kosten in einem unverändert schwierigen wirtschaftlichen Umfeld erreicht“ worden.
Die Charité hat 2024 zusammen mit dem Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) mit mehr als 143.700 stationären und teilstationären sowie rund 822.500 ambulanten Fällen – davon rund die Hälfte in den Hochschulambulanzen der Fakultät – versorgt. Dadurch hätten Umsatzerlöse von erstmalig über 2,0 Milliarden Euro erzielt werden können, hieß es heute.
Mit 1,5 Milliarden Euro sei der wesentliche Teil der Umsatzerlöse im stationären Bereich generiert worden. Gut 190 Millionen Euro habe man durch ambulante Leistungen erwirtschaftet. Die Drittmitteleinnahmen von Fakultät und BIH zusammen betrugen im Berichtsjahr insgesamt rund 277 Millionen Euro. Sie befänden sich „damit weiterhin auf einem sehr hohen Niveau“.
Gestiegene Kosten für Personal und Sachmittel
Zu den Preistreibern gehören unter anderem die Kosten für Energie, Medizinprodukte und weitere Materialien und die Personal- und Sachkosten. Der Personalaufwand ist mit 1,6 Milliarden Euro weiterhin die größte Aufwandsposition, die sich im Berichtsjahr im Vergleich zum Vorjahr vor allem aufgrund von Tarifsteigerungen um 106,8 Millionen Euro erhöht hat.
Der Materialaufwand belief sich auf 933,7 Millionen Euro und die sonstigen betrieblichen Aufwendungen betrugen 325,6 Millionen Euro, darunter allein 111,8 Millionen Euro für umfassende Instandhaltungen der Infrastruktur.
„Der Weg, den der Charité-Vorstand einschlagen musste, ist hart, aber die Reduktion des Jahresfehlbetrages um etwa ein Drittel zeigt ganz deutlich, dass die Entscheidung richtig war“, sagte Berlins Gesundheitssenatorin Ina Czyborra. Sie ist auch Aufsichtsratsvorsitzende der Charité. Es sei wichtig, jetzt nicht nachzulassen, sondern den aktuellen Jahresfehlbetrag weiter zu minimieren.
„Der Charité-Vorstand hat im Sommer 2023 einen Konsolidierungskurs initiiert, um das prognostizierte Minus zu verringern“, sagte Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité. Für 2024 habe man einen realistischen Wirtschaftsplan mit dem Ziel aufgestellt, ein niedrigeres negatives Jahresergebnis zu erreichen. „Dies ist durch die Steigerung der Leistungen, insbesondere in den klinischen Bereichen, erreicht worden und dafür danken wir allen Mitarbeitenden der Charité.“
Er betont, man prüfe weiterhin, welche Maßnahmen sich eigneten, um Einsparpotenziale zu identifizieren. „Dennoch haben für uns die herausragende Krankenversorgung und exzellente Forschung oberste Priorität“, betonte er.
Die Charité gehört mit mehr als 100 Kliniken und Instituten an vier Campi sowie 3.293 Betten zu den größten Universitätskliniken Europas. Mit Charité-weit durchschnittlich 20.578 und konzernweit durchschnittlich 24.332 Beschäftigten gehört die Berliner Universitätsmedizin auch 2024 zu den größten Arbeitgebern der Hauptstadt.
Dabei waren 6.867 der Beschäftigten in der Pflege, 5.741 im wissenschaftlichen und ärztlichen Bereich sowie 1.584 in der Verwaltung tätig. An der Charité konnten im vergangenen Jahr 143.759 voll- und teilstationäre Fälle sowie 822.547 ambulante Fälle versorgt werden.
Im Jahr 2024 hat die Charité Gesamteinnahmen von rund 2,9 Milliarden Euro, inklusive Drittmitteleinnahmen und Investitionszuschüssen, erzielt. Mit den 277,3 Millionen Euro an eingeworbenen Drittmitteln ist die Charité weiterhin auf einem hohen Niveau.
An einer der größten Medizinischen Fakultät Deutschlands werden 10.182 Studierende in Human- und Zahnmedizin sowie Gesundheitswissenschaften und Pflege ausgebildet. Darüber hinaus werden 911 Ausbildungsplätze in elf Gesundheitsberufen sowie neun weiteren Berufen angeboten.
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