Hochschulen

Charité Berlin droht Abbau von wissenschaftlichem Personal und Studienplätzen

  • Montag, 1. September 2025
/picture alliance, Christophe Gateau
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Berlin – An der Charité-Universitätsmedizin Berlin drohen vor allem im Wissenschaftsbereich aufgrund geplanter Kürzungen der Zuschüsse für Forschung und Lehre durch den Berliner Senat Entlassungen sowie Reduzierungen der Studienplatzkapazitäten.

Nach aktuellen Berechnungen müsste die Charité von jetzt bis zum Jahr 2028 zwölf Prozent ihres wissenschaftlichen Personals einsparen, sagte heute Joachim Spranger, Dekan der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Das seien etwa 200 Mitarbeitende, die ihren Arbeitsplatz verlieren würden.

Auch die Zahl der Studienplätze an der Charité müssten sowohl in der Humanmedizin als auch in der Zahnmedizin, der Angewandten Hebammenwissenschaft und den Gesundheitswissenschaften reduziert werden.

Derzeitigen Studierenden werde zwar der Abschluss garantiert, so der Dekan. „Wir rechnen jedoch damit, dass wir künftig pro Jahr etwa 60 Medizinstudienplätze weniger als bisher anbieten können“, so Spranger. Das sei angesichts des Bedarfs an ärztlichen Nachwuchs bedauerlich, aber aufgrund des Personalmangels nicht anders möglich.

Zum Hintergrund: Eigentlich waren in Berlin von 2024 bis 2028 geltende Hochschulverträge Anfang 2024 unterzeichnet worden. Angesichts des Spardrucks hatte das Berliner Abgeordnetenhaus Ende 2024 aber plötzlich beschlossen, die zugesagten Mittel nicht mehr bereitzustellen.

Die Einsparungen in Berlin würden massive Auswirkungen auf die Daseinsvorsorge der Menschen sowie auf die Innovationskraft der Charité haben, prophezeite Spranger. „Wir halten dies für eine völlig falsche Entwicklung“.

Wenn man im Forschungsbereich so massiv abbauen müsse, werde man bald nicht mehr in der Lage sein, sehr spezielle und innovative Therapien zu entwickeln und diese auf den Weg zu bringen. Auch die Einschnitte im Ausbildungsbereich hätten gravierende Konsequenzen: „Angesichts des demografischen Wandels muss der Ausbildung im Gesundheitsbereich eigentlich Priorität eingeräumt werden“, forderte der Dekan.

 Auch der Vorstandsvorsitzende der Charité-Universitätsmedizin Berlin Heyo K. Kroemer mahnte heute eindringlich: „Das System ist an der Grenze der Kontrollierbarkeit.“ Dem ständig wachsenden Kostendruck stehe eine alternde Gesellschaft, steigender Versorgungsbedarf und akuter Fachkräftemangel gegenüber. Dies alles stelle nicht nur die Charité, sondern das deutsche Gesundheitssystem insgesamt vor eine Zerreißprobe.

In Berlin versuche man, mit innovativen Strategien und externen Partnerschaften gegenzusteuern. „Die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz sind die einzigen Möglichkeiten, den Wegfall von Mitarbeitenden zu kompensieren“, sagte Kroemer. Etwa ein Drittel auch der ärztlichen Tätigkeiten sei auf diese Weise ersetzbar, schätzte er.

Mehr Digitalisierung allein reiche jedoch nicht. Zudem müsse das Augenmerk verstärkt auch auf Prävention und Strukturwandel gelegt werden, so Kroemer. Prävention sei ein zentraler Bestandteil der Strategie 2030 „Gesundheit neu Denken“ sowie Fokus eines Exzellenzclusters.

Die Charité wolle gesundheitliche Risiken früh erkennen und durch gezielte Vorsorge schwerwiegende Krankheitsverläufe verhindern. Große Hoffnungen setzt der Charité-Vorstandsvorsitzende auf die Krankenhausreform, die jedoch entschärft und um ein Jahr verschoben wurde. 

ER

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