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DFG-Förderatlas 2024: Mehr Geld für Hochschulen, aber keine Entwarnung

  • Montag, 25. November 2024
/amazing studio, stock.adobe.com
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Berlin – Die deutschen Hochschulen haben in den vergangenen Jahren mehr Finanzmittel erhalten. Dies bezieht sich dem „Förderatlas 2024“ zufolge sowohl auf die laufenden staatlichen Grundmittel als auch auf die Dritt­mit­tel, die die Hochschulen im Wettbewerb sowie projektförmig und zeitlich befristet einwerben. Der „Förderatlas 2024“ wurde heute von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und dem Stifterverband (SV) vorgestellt.

„Dieser Anstieg auf beiden Feldern reicht aber nicht aus, um die erheblichen und weiterhin wachsenden Anforde­rungen an die Leistungsfähigkeit der Hochschulen im internationalen Wettbewerb zu erfüllen und zusätzliche Belastungen abzufedern“, sagte DFG-Präsidentin, Katja Becker, in Berlin. Proble­ma­tisch sei zudem, dass die Finan­zierung der Hochschulen durch Drittmittel nach fast zehn Jahren erstmals wieder deutlicher angestiegen sei als die durch Grundmittel.

Drittmittel seien zwar für die Hochschulen als zusätzliche Finanzierungsquelle und vor allem für ihre Profilbil­dung wichtig. „Für ihre Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit und auch für die Entwicklung von Wissenschaft und Forschung insgesamt sind die Hochschulen aber in hohem Maße auf eine auskömmliche Grundfinanzierung an­gewiesen“, betonte Becker.

Konkret erhielten die deutschen Hochschulen im Berichtsjahr 2022 rund 26,7 Milliarden Euro Grundmittel. Dies waren drei Milliarden Euro mehr als 2019, was einen Anstieg von 12,9 Prozentpunkten bedeutet. An Drittmitteln warben die Hochschulen 2022 insgesamt 10,4 Milliarden Euro ein. Das ist ein Plus von 1,7 Milliarden Euro beziehungsweise 19,1 Prozentpunkte mehr als 2019.

Veränderungen zeigt der neue Förderatlas auch bei den Drittmittelgebern. So hat der Bund seine Dritt­mittel­aktivi­täten deutlich erhöht. Mit einem Anteil von 31,4 Prozent aller Drittmittel war er 2022 erstmals der größte Drittmittelgeber. Der Anteil der DFG lag 2022 bei 30,3 Prozent, drei Jahre zuvor waren es 31,5 Prozent gewesen. Eine solche Entwicklung aufseiten des Bundes müsse im Lichte der aktuellen politi­schen Gesamtsituation durchaus genau beobachtet werden, sagte die DFG-Präsidentin.

Bedenklich sei, dass der Anteil der Wirtschaft an der Finanzierung der Hochschulen weiter deutlich gesunken ist. Ihr Anteil als Drittmittelgeberin betrug 2022 nur noch 14,7 Prozent im Vergleich zu 2019, wo die Hochschulen noch 17,4 Prozent aus der Wirtschaft erhalten hatten, 2006 sogar mehr als 26 Prozent. „Wissenschaft und Wirt­schaft müssen und können starke Partner für Wachstum und Wohlstand und damit für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes sein“, erklärte Becker.

Eine ambivalente Entwicklung zeigt sich zudem bei der internationalen Zusammenarbeit. Zuneh­mend verknüpft sind internationale Wissenschaftskooperationen mit politischen und sonstigen globalen Herausforderungen.

So ging durch die starke Abschottungspolitik Chinas in der Coronaviruspandemie die Zahl der geplanten deutsch-chinesischen Kooperationen in DFG-Projekten deutlich zurück. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine 2022 kamen die geplanten Kooperationen mit Russland wegen des von der DFG verhängten Kooperationsstopps ganz zum Erliegen.

Auch der neue Förderatlas 2024 enthält zudem wieder zahlreiche Bewilligungsranglisten. Die Liste der 40 be­willigungsstärksten Hochschulen wird weiter von den beiden Münchner Universitäten angeführt, auf Platz eins steht mit 335 Millionen Euro DFG-Drittmitteln erneut die LMU München, gefolgt von der TU München mit 333 Millionen Euro.

Die RWTH Aachen (325 Millionen) als Dritte und die Universität Heidelberg (308 Millionen) als Vierte haben gegenüber dem Zeitraum 2017 bis 2019 die Plätze getauscht, neu auf Rang fünf ist die FU Berlin (270 Millionen). In den Lebenswissenschaften beziehungsweise der Medizin lagen die LMU München, die Universitäten Freiburg, Heidelberg, die TU München und die Universität Göttingen vorne.

Insgesamt hat die DFG in den Jahren 2020 bis 2022 knapp 3,7 Milliarden Euro für Forschungsvorhaben in den Lebenswissenschaften bewilligt. Dies entspricht einer Steigerung von 15 Prozent gegenüber dem vorherigen Berichtszeitraum des Förderatlas.

Stabil im Vergleich zu den Vorjahren bleiben die Kooperationscluster. So kooperiert in der Region um Göttingen die Universität Göttingen mit außeruniversitären Einrichtungen, beispielsweise dem Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften.

Die Region Köln-Bonn zeigt weiterhin starke Verbindungen zwischen der Universität Bonn und der Univer­sität Köln sowie weiteren Forschungseinrichtungen in der Region. So verbindet beispielsweise der Sonderforschungs­bereich „Metaflammation und Zelluläre Programmierung“ die Uni Bonn mit dem Max-Planck-Institut für Stoff­wechselforschung in Köln und dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn sowie überregional mit der TU Braunschweig.

Die Kooperation in der Region Leipzig-Halle-Jena wird insbesondere durch die Zusammenarbeit der drei orts­ansässigen Universitäten geprägt.

Projekte aus dieser Region sind beispielsweise „Die Rolle von Makrophagen bei der Degradation von Adipozyten“ des gemeinsamen Sonderforschungsbereichs der Uni Halle-Wittenberg und der Uni Leipzig sowie dem Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, dem Helmholtz-Zentrum für Umweltfor­schung in Leipzig und weiteren Hochschulen und Forschungseinrichtungen in anderen Regionen.

Forschende der Uni Jena und der Uni Leipzig arbeiten in der Forschungsgruppe „Quantifizierung des Zusammen­hanges zwischen Leberperfusion und -funktion bei erweiterter Leberresektion“ mit weiteren überregional veror­teten Wissenschaftlerinnen zusammen.

Des Weiteren ist auch die Uni Heidelberg in ein dichtes Netzwerk eingebunden, das sich in einer engen regio­nalen Verbindung mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und überregional beispiel­sweise mit der TU München manifestiert.

Ein Beispiel ist ein Sonderforschungsbereich zu Hepatitis-Virus-Infektionen genannt, dem auch die Uni Freiburg, die LMU München, das Berlin Institute of Health (BIH) und das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt angehört.

In Berlin bestehen zudem intensive Kooperationsbeziehungen zwischen der Charité Berlin, der FU Berlin, der HU Berlin und dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) sowie einer Vielzahl von Einrichtungen, darunter das Berlin Institute of Health und das Robert-Koch-Institut (RKI).

ER

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