Die positive Wirkung von Kunst auf die Gesundheit

Berlin – Kunst, Musik und Kultur spielen eine wichtige Rolle für die Gesundheit, kreativtherapeutische Maßnahmen sind wirksam und effektiv. Diese Meinung teilten verschiedene Vertreter aus dem Gesundheitsbereich vorgestern beim Symposium „Kunst und Medizin“, bei dem unter anderem das neu gegründete, gleichnamige Netzwerk vorgestellt wurde.
„Es gibt viele Untersuchungen über den Einfluss von Musik, die zeigen, dass sie unmittelbar Einfluss auf physiologische Funktionen hat: auf die Herzfrequenz, den Blutdruck, die Atemfrequenz, den Muskeltonus, selbst auf hormonelle Veränderungen bis hin zu Organfunktionen“, verdeutlichte Stefan Willich, Direktor des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité, am Beispiel der Musik.
Susanne Bauer, Professorin für Musiktherapie, ergänzte: „Die Musik fungiert als Mittlerin, die es erlaubt, sich mitzuteilen, bevor man über sich sprechen kann.“ Musik ermögliche, das Seelische wahrzunehmen, auszudrücken und zu gestalten und damit Kohärenz zu schaffen.
Doch auch andere künstlerische Formen wie die Bildenden Künste, der Tanz, die Literatur oder Architektur haben den Beteiligten zufolge einen nachweislichen Effekt auf das Wohlbefinden.
Kunst könne eine ganz andere Verbindung zu den Patientinnen und Patienten herstellen, berichtete Michelle Riemer, Kunsttherapeutin im Bereich der Bildenden Künste an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité, aus ihrem Arbeitsalltag.
Über die Kunst würden neue Ressourcen entdeckt und alte aufgeweckt. Riemer begleitet ihre Patienten vom akut stationären Fall bis zur ambulanten Therapie. „In dieser Zeit werden Entwicklungen sichtbar und es kann eine therapeutische Beziehung aufgebaut werden“, sagte sie.
Kreativtherapeutische Ansätze kämen vor allem im psychotherapeutischen Bereich zur Anwendung, doch auch in onkologischen, neurologischen und anderen Fachabteilungen werde den Patienten vermehrt der Zugang zur Kreativität ermöglicht, berichteten die Anwesenden.
Es sei jedoch notwendig, mehr Kreativangebote im Gesundheitsbereich zu schaffen und diese auch in der Gesetzgebung zu berücksichtigen. Man brauche einerseits mehr Forschung und Ressourcen im Bereich der Kreativtherapien, andererseits müssten die bestehenden Angebote noch weiter ausgebaut werden, betonte Riemer.
Lukas Feireiss, Gastprofessor für Transdisziplinäre künstlerische und gestalterische Lehre an der UdK, erklärte, dass es zudem notwendig sei, mehr Synergien zwischen unterschiedlichen Fachbereichen zu schaffen. „Innovationen entstehen an hybriden Schnittstellen“, merkte er an. Es sei bezeichnend, dass Kunst und Medizin noch immer als zwei Welten betrachtet werden, man müsse mehr Verbindungen schaffen und sich für neue Ansätze öffnen.
Über die Wirkung von Architektur auf den Genesungsprozess sprach Katharina Schmitt, Professorin für Entwicklungspädiatrie in der Herzmedizin. „Die kleinen und großen Patienten verbringen oftmals viel Zeit in unserer Klinik, teilweise über Jahre“, erklärte sie. Da sei es wichtig, dass sie sich wohlfühlten. Farbkonzepte, viel Licht und ein Blick ins Grüne könnten zur Gesundheit beitragen, so die Kinderärztin.
Und auch präventiv könne man mit Kunst schon Einfluss auf die Gesundheit nehmen. Mazda Adli, Ärztlicher Leiter der Fliedner-Klinik Berlin und Leiter im Forschungsbereich Affektive Störungen an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, beschäftigt sich derzeit mit den Auswirkungen des urbanen Raums auf die seelische Gesundheit von Stadtbewohnern.
Mit seiner kürzlich entwickelten App „Deine emotionale Stadt“ werden Nutzer dreimal täglich nach ihrem Befinden gefragt. Abgefragt wird dabei auch, ob in der unmittelbaren Umgebung Kunst zu sehen ist. Die Idee: Möglicherweise ließe sich mit mehr Kunst im städtischen Raum sozialem Stress entgegenwirken. Nicht nur in den Kliniken und im ambulanten Bereich ist es den Teilnehmenden zufolge offenbar wichtig, die Verknüpfung von Kunst und Medizin weiter voranzutreiben.
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