Fachgesellschaften warnen vor Schließung der ZB MED
Köln/Berlin – Der Protest gegen die Schließung der Zentralbibliothek für Medizin in Köln und Bonn zieht immer größere Kreise. „Mit großem Befremden“ haben das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (DNEbM), der Verein zur Förderung der Technologiebewertung im Gesundheitswesen (HTA.de) und die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) zur Kenntnis genommen, dass der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfohlen habe, die finanzielle Förderung der Zentralbibliothek einzustellen – was faktisch das Aus für die Institution bedeuten würde. Schon vorher hatte die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) sich für den Erhalt der ZB MED stark gemacht.
„Die Schließung wäre nicht nur ein herber Verlust für alle Institutionen und Personen, die sich in Deutschland der Umsetzung einer evidenzbasierten Gesundheitsversorgung verschrieben haben, sondern würde sogar den gesetzlichen Auftrag zur Evidenzbasierung der Versorgung gefährden“, warnen DNEbM, HTA.de und DGSMP.
Die Gesellschaften weisen darauf hin, dass die ZB Med über einen Bestand von 7.447 Zeitschriften verfüge, 2.715 von ihnen seien in Deutschland nur dort erhältlich. Das Archiv der ZB Med bilde zusammen mit dem Archiv der Bayrischen Staatsbibliothek die Grundlage für den Bestandsschutz der medizinischen Fachliteratur in Deutschland.
Außerdem erlaube die zentrale Rechercheoberfläche der ZB MED den Zugriff auf 286 Literaturdatenbanken aus dem Bereich Medizin. Dies sei umso wichtiger, als das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) angekündigt habe, sein Angebot an Literaturdatenbanken ab Januar 2017 einzustellen, paradoxerweise mit Verweis auf die Verfügbarkeit an der ZB MED.
„Der Wegfall dieser beiden Ressourcen würde die Erarbeitung von wissenschaftlichen Grundlagen für Entscheidungsprozesse in der Medizin und verwandten Arbeitsgebieten auf das Schwerste behindern“, warnen die drei Gesellschaften.
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