Forschungsnetzwerk untersucht Kommunikation zwischen Darmflora und Gehirn

Jena – Forscher aus 16 Wissenschaftsinstitutionen und forschungsnahen Firmen aus zehn Ländern Europas untersuchen in einem neuen Netzwerk „SmartAge“ gemeinsam die Kommunikation zwischen Darmflora und Gehirn. Die zentrale Frage ist dabei, wie sich diese Kommunikation möglicherweise nutzen lässt, um kognitive Funktionsverluste im Alter zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken.
„Uns interessiert, ob und wie Maßnahmen, die auf die Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten älterer Menschen abzielen, auch die Darmflora beeinflussen“, erläutert der Sprecher und Koordinator des Netzwerkes Otto Witte, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Mit diesem Wissen wolle man mikrobiombasierte Therapien entwickeln, die den kognitiven Funktionsverlust im Alter verlangsamen.
Die als Mikrobiom bezeichnete Gesamtheit der Bakterien im Darm unterstützt die Nahrungsverarbeitung und moduliert Immunprozesse. Studien zeigen auch den Zusammenhang von Änderungen der Darmflora mit psychischen und neurodegenerativen Erkrankungen. Die Signalwege und die Ursache-Wirkungsbeziehungen dieser komplexen Wechselwirkung sind der Gegenstand aktueller Forschung.
„Neben der wissenschaftlichen Arbeit ist Vernetzung, Mobilität und vielseitige Weiterbildung der Wissenschaftler ein zentrales Anliegen. Deshalb stehen auch regelmäßige Treffen, Austauschprogramme, Methoden- und Soft-Skill-Kurse auf dem Plan“, erläuterte Christiane Frahm, die ebenfalls an „SmartAge“ mitarbeitet.
Auf diese Weise sollen junge Forscher nicht nur für die eigenständige Forschungsarbeit geschult werden, sondern sich auch ein Netzwerk aufbauen können. Das am UKJ koordinierte Projekt wird im Rahmen des Programms Horizon 2020 der Europäischen Union mit knapp vier Millionen Euro gefördert.
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