Internationales Frauengesundheitsprogramm geht in Berlin an den Start

Berlin – Die Gesundheit von Frauen benötigt mehr Förderung, Forschung und Finanzierung. Einen entscheidenden Beitrag will dazu das Programm „WomenX Collective“ des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA), der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) leisten.
Gestern nahm dieses in Berlin seine Arbeit auf. Ziel des auf dem Weltgesundheitsgipfel 2024 in Berlin bereits vorgestellten Programms ist es, die Gesundheit jeder Frau und jedes Mädchens zu verbessern und Gesundheitslücken durch die Einführung innovativer, frauenzentrierter Lösungen zu schließen.
„Frauengesundheit ist ein Marker für die Qualität eines Gesundheitswesens“, sagte heute Jalid Sehouli, Direktor der Klinik für Gynäkologie der Charité, der die Kooperation und Eröffnung des UNFPA-Büros in Berlin maßgeblich initiiert hatte. „Dazu bedarf es der Vernetzung.“ Mit „WomenX Collective“ versuche man, alle Maßnahmen im Sinne einer Stärkung der Frauengesundheit zu bündeln.
„Auch die Forschung muss von Anfang an frauenspezifisch gedacht werden“, betonte der Gynäkologe. „Da hinken wir auch in Deutschland noch hinterher.“ Nur ein Prozent der weltweiten Mittel für Forschung und Entwicklung (F&E) zielen „WomenX Collective“ zufolge auf die Gesundheit von Frauen über die Onkologie hinaus ab. Lediglich 0,2 Prozent konzentrierten sich auf die sexuelle und reproduktive Gesundheit in Entwicklungsländern.
Mit ihrer neuen Plattform wollen die UNFPA, eine Organisation der Vereinten Nationen für sexuelle und reproduktive Gesundheit, und die Charité insbesondere die Frauengesundheit in Ländern mit mittlerem und niedrigerem Einkommen verbessern. „Ziel ist es, innovative Gesundheitslösungen in unterversorgte Gegenden zu bringen“, erläuterte Andreas Ullrich, Leiter des Kompetenzzentrum für Klinische Globale Frauengesundheit an der Charité.
Es fehle vielerorts an Lösungen und finanziellen Mitteln. „Wir wollen eine Plattform für Projekte bieten und diese kanalisieren“, so Ullrich. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Startups könnten sich ab sofort mit ihren Ideen bewerben.
Erste Förderzusagen internationaler Unterstützer gibt es bereits. Bis 2030 sollen 100 Millionen US-Dollar zusammenkommen, um Frauengesundheitsprojekte zu unterstützen, innovative Lösungen lokal zu skalieren und sektorübergreifend zu fördern. Auf diese Weise könnten mindestens 10,4 Millionen ungewollte Schwangerschaften, 3,2 Millionen unsichere Abtreibungen und 21.000 Todesfälle bei Müttern verhindert werden, schätzt man beim „WomenX Collective“.
Noch in diesem Jahr soll dem Büro in Berlin auch ein Hub in Nairobi, Kenia, folgen. Dieser und weitere Hubs sollen als Innovationszentren dienen und die Zusammenarbeit zwischen lokalen und globalen Partnern fördern, um transformative Gesundheitslösungen in die Regionen zu bringen, die sie am dringendsten benötigen.
„Es gibt viele gute Organisationen und Ansätze. Sie sind nur nicht vernetzt“, bedauerte Sehouli. Seine Vision: Durch den Aufbau eines globalen Netzwerks werde „WomenX Collective“ sektorübergreifende Partnerschaften fördern, an denen akademische Einrichtungen, Wirtschaft sowie lokale Regierungen und Gemeinden beteiligt sind.
Diese Kooperationen können aus seiner Sicht am effektivsten beitragen, dass Gesundheitsinnovationen nicht nur entwickelt, sondern auch skaliert werden, um die Frauen und Mädchen zu erreichen, die sie am dringendsten benötigen.
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