KI-Projekt zeigt Potenziale für Versorgungsoptimierung auf

Heidelberg – Die Fokussierung auf medikamentöse Ansätze bei der Therapie von onkologischen Erkrankungen greift zu kurz. Darauf hat Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), heute hingewiesen.
Immense Optimierungsmöglichkeiten lägen auch in Bereichen wie Bildgebung, Radioonkologie und operativen Verfahren vor, sagte er. Das Projekt CLINIC 5.1 zeige, wie entsprechende Ansätze im Zusammenspiel mit der Nutzung von hochwertigen Daten sowie Künstlicher Intelligenz (KI) zu einer „Revolution“ werden könnten.
Das hinter dem Projekt CLINIC 5.1 stehende Konsortium entwickelte an der Universitätsklinik Heidelberg mit einem Projektvolumen von etwa 25 Millionen Euro – gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) – beispielhaft anhand der Anwendungsfälle urologischer Tumorerkrankungen neue Formen von KI-basierter Entscheidungsunterstützung in der Medizin (aktueller Stand siehe Kasten). So sei man in Lage, sowohl die Patientenversorgung zu verbessern als auch den Medizinstandort Deutschland voranzubringen, betonte Baumann.
Markus Hohenfellner, Konsortialleiter und ärztlicher Direktor der urologischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg, verwies darauf, dass die entwickelte KI-Plattform unter anderem Therapieempfehlungen „mindestens auf dem Niveau“ klinisch tätiger Ärztinnen und Ärzte ermögliche.
Die Entwicklungen im Rahmen von CLINIC 5.1 umfassen zudem die intelligente Mustererkennung klinischer und laborchemischer Daten, eine KI-basierte histopathologische Klassifikation des Prostatakrebses, bildgeführte Diagnostik und Therapie des Nierenzellkarzinoms sowie eine Entwicklungsumgebung für digitale Zwillinge, die Therapiesimulationen erlauben.
Wolle man die anstehenden Herausforderungen für die medizinische Versorgung – etwa die Finanzierungsfragen oder die Fachkräfteproblematik betreffend – stemmen, brauche es „Strukturoptimierung“, betonte Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA).
Notwendig sei mehr Spezialisierung, mehr Digitalisierung sowie Präzisionsmedizin mit „sauberer“ Indikationsstellung. Dass dies möglich sei, zeige CLINIC 5.1.
Grundsätzlich sei man aber leider in Deutschland von einer allgemeinen strukturellen Weichenstellung in diese Richtung „meilenweit entfernt“, so Hecken. Auch mit der geplanten Krankenhausreform scheine man eine große Chance zu verpassen, da sich die Bundesländer schützend vor die Klinikstrukturen stellten.
Bleibe aber die Mittel- und Personalallokation suboptimal, drohe Deutschland insbesondere bei der personalisierten Medizin abgehängt zu werden – dies werde dann auch auf die Forschung durchschlagen, warnte Hecken.
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