Mainzer Universitätsmedizin schreibt Millionenverluste
Mainz – Teure Rund-um-die-Uhr-Versorgung, besonders aufwendige Behandlungen, hohe Kosten zur Instandhaltung der älteren Gebäude: Die Mainzer Universitätsmedizin ist tief in die roten Zahlen gerutscht. Das Defizit lag im vergangenen Jahr bei 26,1 Millionen Euro. Im Jahr zuvor lag der Fehlbetrag 6,2 Millionen Euro. Etwa die Hälfte des aktuellen Minus sei auf Sondereffekte zurückzuführen, sagte der Vorstandsvorsitzende Norbert Pfeiffer heute bei der Vorlage des Jahresergebnisses.
Die andere Hälfte aber seien systembedingte Defizite. Der Aufsichtsratsvorsitzende Salvatore Barbaro betonte, dass die Universitätsmedizin viele Funktionen eines Stadtkrankenhauses übernehme, und zwar mit dem Aufwand und den hohen Vorhaltekosten eines Maximalversorgers. Pfeiffer, der auch Medizinischer Vorstand ist, erklärte das so: „Sie zahlen einen Mercedes, und in der Uniklinik steht ein Rolls Royce mit vollem Motor in der Garage.“
Schwarze Null unrealistisch
Kein Unternehmen der Welt könne auf diese Art und Weise schwarze Zahlen erwirtschaften, meinte Barbaro. Entweder man sage, bestimmte Menschen würden nicht behandelt – das wolle aber keiner –, oder die Krankenkassen müssten adäquat bezahlen. Oder es müsse Zuschüsse vom Staat geben. Pfeiffer ergänzte: „Es ist unrealistisch, mal wieder eine schwarze Null zu schreiben.“
Der Schuldenberg der Universitätsmedizin beträgt rund 105 Millionen Euro. „So ein Schuldenberg ist erdrückend, das kann man sich kaum vorstellen.“ Die Unimedizin ist zwar ein landeseigener Betrieb, aber das Land darf die Verluste aus der Krankenversorgung nicht übernehmen, weil die Klinik mit anderen medizinischen Dienstleistungen im Wettbewerb steht.
Allein durch die medizinische Notaufnahme entstand im vergangenen Jahr ein Defizit von 3,4 Millionen Euro. Die Zahl der Patienten in der Notaufnahme der Unimedizin steigt seit Jahren an. Mehr Patienten in der Notaufnahme bedeuteten auch mehr Defizit, sagte Pfeiffer. Das liege daran, dass ein Satz von 20 Euro pro Patient gelte. Auch die Zahl der Hochschulambulanz-Patienten mit Überweisung von Ärzten ist gestiegen. 2016 wurden demnach 94.311 Patienten behandelt. Im Jahr zuvor waren es noch 88.727 Patienten. Durch die Krankenkassen würden aber pro Jahr nur 83.000 Fälle finanziert, sagte Pfeiffer. Mehr Zuspruch heiße auch ein größeres Defizit.
Außerdem behandele die Unimedizin Extremkostenfälle, also Menschen mit aufwendigen und teuren Behandlungen. „Wir können unrentable Bereiche nicht abstoßen. Das Gegenteil ist der Fall: Wenn es unrentable Bereiche gibt, die andere Krankenhäuser abstoßen, kommen die zu uns“, erläuterte Barbaro. Weitere Ausgaben entstünden durch gestiegene Personalkosten, die ebenfalls nicht ausreichend erstattet würden. Hinzu kämen die hohen Instandhaltungskosten der älteren Gebäude.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: