Miniaturkamera überträgt Seheindrücke an das Gehirn
Bremen – Wissenschaftler des internationalen Forschungsprojektes „I see“ arbeiten daran, Blinden wieder Seheindrücke zu ermöglichen. Eine Miniaturkamera sammelt dazu visuelle Informationen und übersetzt sie in Signalmuster, die dann an das Gehirn übertragen werden. Die Europäische Union (EU) fördert das Projekt mit rund 900.000 Euro.
„Die Implantate sollen direkt die Hirnareale ansteuern, die für die Verarbeitung visueller Informationen zuständig sind“, erläuterte Udo Ernst vom Institut für Theoretische Physik der Universität Bremen. Er arbeitet zusammen mit David Rotermund an dem Vorhaben, dem auch Forscher aus Bochum, der Schweiz und Kanada angehören.
„Alle bisherigen Ansätze zur Konstruktion einer kortikalen Sehprothese erzeugen mit elektrischen Pulsen meistens nur rundliche und grelle Lichtpunkte als Seheindruck“, sagte Rotermund. Wolle man die Anzahl der Lichtpunkte erhöhen, führe die gleichzeitige Stimulation mit mehreren Elektroden schnell zu sehr großen Strömen und damit zu einer Überlastung des Sehsystems.
„Wir möchten nun zwei neuartige Ansätze kombinieren, um mit weniger Elektroden und geringeren Strömen viel stärker strukturierte Wahrnehmungen hervorzurufen“, erklärt er. Dazu soll die Sehprothese ihre Stimulation stärker auf die Informationskodierung im Gehirn anpassen.
„Unsere Prothesen sollen mit fortschrittlichen Datenanalysemethoden die ,Sprache des Gehirns‘ erlernen und den richtigen Zeitpunkt abpassen, um den erwünschten Seheindruck an die Voraktivierung des Gehirns sanft anzukoppeln“, so Ernst.
Die EU fördert das Projekt in ihrem siebten sogenannten Forschungsrahmenprogramm. Die Forschungsarbeiten in Bremen werden zusätzlich durch die Iris und Hartmut Jürgens Stiftung – Chance für ein neues Leben gefördert.
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