Mittelkürzungen für Deutsche Zentralbibliothek für Medizin geplant

Düsseldorf/Berlin – Der Haushaltsentwurf des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) sieht Kürzungen der Mittel für die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB Med) um zwei Millionen Euro vor. „Das entspricht mehr als 16 Prozent unseres institutionellen Budgets und ist sehr schmerzhaft“, sagte heute der ZB Med-Direktor, Dietrich Rebholz-Schuhmann, dem Deutschen Ärzteblatt. Nur unter extremen Anstrengungen seien die Kürzungen überhaupt umsetzbar.
„Es wird zu einschneidenden Einschränkungen unserer Serviceleistungen kommen, sollten die fehlenden Mittel nicht doch noch durch das Land NRW oder eine Weiterfinanzierung durch den Bund, beispielsweise für ausfallende Serviceleistungen, bereitgestellt werden“, so Rebholz-Schuhmann.
Nachdem das Bundesgesundheitsministerium (BMG) im vergangenen Jahr seine finanzielle Förderung der ZB Med eingestellt hat, ist das Land NRW der alleinige Geldgeber der Deutschen Zentralbibliothek. „Das Land NRW hatte den Anteil des Bundes übernommen. Dafür sind wir dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft nach wie vor sehr dankbar“, betont der ZB Med-Direktor.
Aufgrund der aktuellen Haushaltslage hätte man auch Verständnis für die nun anstehenden Kürzungen, die viele Bereiche der öffentlichen Haushalte treffen würden. Gleichwohl werde es nun zu Einschränkungen bei der ZB Med kommen müssen.
Die Kürzungen könnten nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) auch das Open-Access-Projekt German Medical Science (GMS) treffen. Dies ist ein nicht kommerzielles Portal für die Publikation wissenschaftlicher medizinischer Forschungsdaten. Die AWMF drängt deshalb darauf, dass das Portal GMS und damit die barrierearme Verfügbarkeit wissenschaftlicher Daten nachhaltig gesichert werden muss.
„Das seit 2003 bestehende Open-Access-Portal GMS wird gemeinsam durch AWMF und ZB Med betrieben. Diese Kooperation stellt bis heute aufgrund ihrer nicht-kommerziellen Ausrichtung ein Leuchtturmprojekt für das Open-Access-Publizieren dar“, sagte Dennis Makoschey, Geschäftsführer der AWMF und der GMS.
Über GMS werden ein interdisziplinäres Journal sowie 16 weitere medizinische Fachzeitschriften herausgegeben. Alle Publikationen durchlaufen eine Begutachtung und sind kostenfrei zugänglich. „GMS als Projekt von AWMF und ZB MED leistet damit einen wichtigen Beitrag für die Wissenschaftsfreiheit“, betonte Makoschey. Wichtig sei daher eine nachhaltige Finanzierung der ZB Med durch Bundesländer und den Bund, forderte er.
Die Bedeutung von Open Access betonte auch AWMF-Präsident Rolf-Detlef Treede. „Während die Leserschaft von Open Access durchgehend profitiert, machen die teilweise exorbitant hohen Publikationsgebühren der kommerziellen Anbieter die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse für Forschende zu einer zunehmend schwerer überwindbaren Hürde“, erläuterte er.
Der Haushaltsplanentwurf des Landes NRW für das kommende Jahr wurde am 17. September in den Landtag eingebracht. Er berücksichtigt noch nicht die Mittel aus dem vom Bund angekündigten Infrastruktursondervermögen.
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