Neu gegründete Medizinische Universität Lausitz formiert sich

Berlin/Cottbus – Die Anfang Juli gegründete Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem (MUL) in Cottbus formiert sich. Nach dem Wechsel des Carl-Thiem-Klinikums von der kommunalen in die Landesträgerschaft am 1. Juli hat die erste staatliche medizinische Fakultät im Land Brandenburg nun mit den Ausschreibungen von neuen Professuren begonnen. Ziel ist es, die ersten Medizinstudierenden zum Wintersemester 2026/27 in Cottbus zu immatrikulieren.
„Wir haben gerade die ersten vier vakanten klinischen Professuren ausgeschrieben. Ihnen folgen Verfahren für habilitierte Kolleginnen und Kollegen aus der MUL selbst und zeitgleich Ausschreibungen für die Professuren, die bis zum Studienstart besetzt sein müssen“, sagte Adelheid Kuhlmey, Gründungsvorständin Wissenschaft der MUL, dem Deutschen Ärzteblatt.
Besetzt werden müssten zudem Professuren, die die grundlagenmedizinische Ausbildung in der Physiologie, der Biochemie und Anatomie übernehmen könnten, so die Gerontologin, Versorgungsforscherin und ehemalige Prodekanin für Studium und Lehre der Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Kuhlmey hat den Aufbau einer akademischen Verwaltung für Forschung und Lehre, die Berufung der benötigten Professorinnen und Professoren, die Ausgestaltung des Curriculums und das Bereitstellen von Lehrkapazitäten und Laborplätzen für die künftigen Studierenden für die nächsten Jahre federführend übernommen.
Um erfolgreich zu sein, müsse es nun gelingen, „kluge Köpfe mit hoher Motivation und Forschungsexpertise“ nach Cottbus zu holen oder zu halten, sagte sie.
Geplant sind an der MUL im Endausbau 200 Medizinstudienplätze pro Jahr. Insgesamt sollen in Zukunft etwa 1.200 junge Menschen in Cottbus Medizin studieren können. Dazu müssen bis 2035 mehr als 1.300 Stellen in Forschung und Lehre besetzt werden, darunter 80 Professuren.
Die Kosten für den Aufbau der Universitätsmedizin bis 2038 - insgesamt rund 3,7 Milliarden Euro – werden dabei zu mehr als der Hälfte vom Bund im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen übernommen. Das Land Brandenburg beteiligt sich mit 1,8 Milliarden Euro.
Profitieren soll von dieser Investition auch das gesamtdeutsche Gesundheitswesen: Neben zahlreichen klinischen Professuren sollen – den Empfehlungen des Wissenschaftsrats folgend – auch bald Professuren der beiden Forschungsschwerpunkte der neuen medizinischen Universität ausgeschrieben werden, berichtete Kuhlmey weiter.
Die Schwerpunkte der MUL sollen die Gesundheitssystemforschung und die Digitalisierung des Gesundheitswesens bilden. Mit der Forschung auf diesen beiden Gebieten soll neben der Stärkung der Gesundheitsversorgung in der ehemaligen Kohleregion Lausitz im Sinne einer „Modellregion Gesundheit Lausitz“ und der Ausbildung von neuen Ärztinnen und Ärzten für das Flächenland Brandenburg auch ein Beitrag zur Modernisierung des Gesundheitssystems in ganz Deutschland geleistet werden.
Wert soll in Cottbus zudem auch auf moderne Lehre, die Stärkung der Allgemeinmedizin sowie die Interprofessionalität in der Medizin gelegt werden. „Wir brauchen zur Profilierung unserer Lehre eine Besetzung in der Medizindidaktik und Lehreforschung sowie eine schnelle Ausschreibung im Bereich der Allgemeinmedizin“, sagte Kuhlmey.
„Wir legen einen inhaltlichen Schwerpunkt auf die Medizin für das höhere und hohe Lebensalter mit Blick auf die Bevölkerungsstruktur in der Lausitz und folgen beim Ausbau des Curriculums den Empfehlungen des Wissenschaftsrats, die beiden Forschungsschwerpunkte Digitalisierung der Gesundheitsversorgung und Gesundheitssystemforschung eng in das Curriculum zu verweben“, erklärte sie.
Der Zeitplan bis zum geplanten Start der ersten Medizinstudierenden in Cottbus ist eng: Bei allem Druck, den man im Rahmen der Personalausstattung für Lehre und Forschung spüre, lege man aber höchste Priorität auf die fachliche und wissenschaftliche Exzellenz der Bewerberinnen und Bewerber, so Kuhlmey. „Wir möchten, dass sie Lehrekompetenzen mitbringen und bereit sind, sich für eine interprofessionelle Ausbildung aller Gesundheitsberufe einzusetzen“, betonte die Gründungsvorständin Wissenschaft der MUL.
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