Neues Forschungsprojekt zur Liquorbildung im zentralen Nervensystem

Bonn – Ein Forschungsteam des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) will die Strukturen im zentralen Nervensystem (ZNS), die den Liquor bilden, dreidimensional vermessen. Das US-amerikanische National Institute of Health (NIH) fördert das Projekt mit rund einer Million Euro.
Der Liquor, auch „Nervenwasser“ genannt, ist eine wässrige Flüssigkeit, die im Gehirn und Rückenmark zirkuliert. Sie enthält Nährstoffe und Stoffwechselprodukte, federt Stöße ab und entstammt größtenteils Hohlräumen, die im Inneren des Gehirns liegen – die sogenannte Plexus choroidei.
„Beim lebenden Menschen sind derlei filigrane Hirnstrukturen schwer zu erfassen. Deshalb möchten wir eine auf Künstliche Intelligenz (KI) gestützte Methode entwickeln, die die Plexus choroidei in Hirnscans automatisch erkennt, so dass sich Form und Abmessungen präzise bestimmen lassen“, sagte Martin Reuter, Experte für KI in der Bildanalyse und Forschungsgruppenleiter am DZNE.
Eine automatische und präzise Messung solcher Gehirnstrukturen werde dazu beitragen, Krankheitsprozesse und auch normale Veränderungen des Gehirns im Laufe des Lebens besser zu verstehen.
Für dieses Vorhaben werden der Bonner Wissenschaftler und sein Team auf dreidimensionale Gehirndaten zurückgreifen, die unter anderem aus dem „Human Connectome Project“ (HCP) der NIH stammen und mittels Magnetresonanztomografie (MRT) erstellt wurden. Einfließen werden Daten von rund 700 Personen.
Das DZNE wird in diesem Projekt eng mit amerikanischen Institutionen kooperieren, insbesondere mit dem „Beth Israel Deaconess Medical Center“ in Boston, das der Harvard Medical School angehört. Am Ende soll eine auf KI basierende Software zur Verfügung stehen, die durch Trainingsdaten gelernt hat, in MRT-Bildern die Plexus choroidei zu erkennen.
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