Prävention: Grundwissen zu Radikalisierungsprozessen

Ulm – Eine Handreichung zur Einschätzung der Handlungsmöglichkeiten bei Radikalisierungsprozessen hat die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm herausgegeben. Sie richtet sich an Ärzte und Psychotherapeuten und soll ihnen grundlegende Kenntnisse vermitteln, um im Berufsalltag auf mögliche Gefährdungen reagieren zu können.
Die Handlungsempfehlung gliedert sich entsprechend ihres Titels „Radikalisierungsprozesse – wahrnehmen, einschätzen, handeln“ in drei Themenbereiche. Diese sind farblich unterschiedlich hervorgehoben und können unabhängig voneinander gelesen werden. Insbesondere der Bereich der Handlungsoptionen ist dabei kurzgehalten, um auch dann gelesen werden zu können, wenn rasches Entscheidungen gefordert sind.
In den neun Kapiteln werden zunächst theoretische Grundlagen wie Begriffsbestimmungen, Unterschiede verschiedener Ideologien und Formen aggressiven Verhaltens vorgestellt. Es folgen Einflussfaktoren auf Radikalisierungsprozesse, wobei auch die Rolle psychischer Störungen, gruppendynamischer Aspekte und der sozialen Medien thematisiert werden.
Weitere Kapitel widmen sich unter anderem dem Erkennen von Radikalisierung und der Risikoeinschätzung. Rechtliche Aspekte sowie das Thema Kindeswohlgefährdung und verfügbare Anlaufstellen bei der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Akteuren werden in den Abschnitten mit handlungsthematisiert. Praxisnahe (fiktive) Fallbeispiele sollen dabei helfen, potenzielle Situationen in der eigenen praktischen Arbeit zu reflektieren.
Hervorgegangen ist die Broschüre aus dem Forschungsprojekt „Grundlagenwissen für Heilberufe zur Identifikation von Radikalisierungsprozessen als Risiko für Taten zielgerichteter Gewalt“ unter der Leitung von Jörg Fegert von der Ulmer Universitätsklinik.
Gefördert wurde das Projekt vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, fachliche Unterstützung erhielt es unter anderem von Fachberatungsstellen im Themenbereich „Radikalisierung“, Wissenschaftlern sowie Vertretern aus dem Bundeskriminalamt, der Polizei und aus unterschiedlichen Behörden.
Sie standen Angaben zufolge für Interviews und Fachgespräche zur Verfügung und gaben praktische Hinweise für die Handlungsempfehlung.
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