Schwangerschaftserkrankungen: Uniklinik Leipzig initiiert Nachsorgeprogramm

Leipzig – Die Universitätsklinik Leipzig (UKL) hat ein gezieltes Nachsorgeprogramm für Frauen mit Schwangerschaftskomplikationen wie einem Bluthochdruck, einer Präeklampsie, dem HELLP-Syndrom oder einer Plazentafehlfunktion konzipiert.
„Sie sind zum einen in der Schwangerschaft und kurz danach gesundheitlich gefährdet, haben aber zum anderen auch später ein höheres gesundheitliches Risiko“, erläuterte Holger Stepan, Direktor der Geburtsmedizin am UKL.
Studien zeigten, dass in diesen Fällen Jahre nach der Schwangerschaft gehäuft kardiovaskuläre und kardiometabolische Erkrankungen auftreten. Zum Beispiel haben die Betroffenen laut UKL ein dreifach erhöhtes Risiko für Diabetes und ein sechsfach erhöhtes Risiko für Nierenversagen im Lebensverlauf.
Der Hintergrund ist, dass eine Schwangerschaft offenbar ein früher natürlicher Stresstest für den Organismus ist, der Anfälligkeiten und verdeckte Störungen aufdeckt.
„Dadurch gewinnen wir einen enormen Wissensvorsprung, weil wir so erkennen, welche Frauen die Veranlagung für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben“, sagte Anne Dathan-Stumpf, die Leiterin des Nachsorgeprogramms.
Bislang werde dieses Wissen aber noch zu wenig genutzt, um Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. „Es gibt keine strukturierten Nachsorgeprogramme oder Empfehlungen für eine gezielte Prävention“, bemängelte Stepan. Dabei seien Frauen, die um ihr Risiko wüssten, nachweislich sehr motiviert, hier gegenzusteuern und vorzubeugen.
Die Geburtsmedizin am UKL startet daher zusammen mit der Kardiologie und Nephrologie ein Nachsorge- und Interventionsprogramm, um betroffene Frauen auch nach der Entbindung zu begleiten.
Beginnend mit April 2023 wird allen Schwangeren, die am UKL entbinden und an Schwangerschaftkomplikationen leiden, auch nach dem Klinikaufenthalt eine Weiterbetreuung durch die das Nachsorgeteam angeboten. Zu dem Angebot gehören interdisziplinäre Sprechstunden sowie regelmäßige Kontrollen des Blutdrucks und anderer Werte.
Die Erfahrungen daraus sollen zunächst zwei Jahre in einer Studie erfasst und ausgewertet werden.
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