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UKE-Apotheke bereitet Herstellung von wichtigen Medikamenten vor

  • Montag, 18. Mai 2020
Hamburg - Michael Baehr, Leiter der UKE-Apotheke, steht vor dem Eingang. /dpa
Michael Baehr, Leiter der UKE-Apotheke /dpa

Hamburg – Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) bereitet sich wegen dro­hender Engpässe bei der Medikamentenversorgung in der Coronakrise auf die Eigen­pro­duktion wichtiger Wirkstoffe vor. Mit den vorhandenen Medikamenten komme das Kran­kenhaus im besten Fall drei Monate hin, sagte UKE-Apotheker Michael Baehr. „Wenn es aber die zweite Welle gibt, werden wir mit unseren Vorräten auch ganz schnell ins Minus laufen.“

In manchen Krankenhäusern war in den vergangenen Wochen bereits kurzzeitig das zur Behandlung von lebensbedrohlich erkrankten COVID-19-Patienten wichtige Narkose­mittel Propofol zu Neige gegangen. Deshalb organisieren viele Krankenhausapotheken bundesweit derzeit im Hintergrund die Wirkstoffbeschaffung, um die notwendigen Medi­kamente in den eigenen Labors herstellen zu können – auch die UKE-Apotheke.

„Wir haben Listen erstellt und sehr genau analysiert, was Patienten brauchen, die CO­VID-19 haben und bei uns beatmet werden“, sagte Baehr. Diese etwa 20 Medikamente – unter anderem für den Kreislauf, gegen Schmerzen, für die Betäubung und die Sedierung von Intensivpatienten – habe das Team unter ständiger Beobachtung. „Bei denen fürch­ten wir, im Notfall nicht richtig ausgestattet zu sein.“

Derzeit sei man noch in einer recht komfortablen Situation, „verglichen mit den Szena­rien, die wir uns vor vier Wochen ausgemalt haben – als Bilder aus Spanien und Italien um die Welt gingen“. Unter dem Eindruck dieser Bilder habe auch die UKE-Apotheke Vor­räte aufgestockt und versucht, erweiterte Lieferverträge abzuschließen. Zudem gebe es bei den wichtigen Medikamenten einen stets tröpfelnden Nachschub.

„Wenn das alles stabil bleibt, muss sich kein Mensch Sorgen machen“, sagte der 60-Jäh­ri­ge. Gleichzeitig fürchtet Baehr die Auswirkungen der neuen Lockerungsmaßnahmen. „Wir haben hier Gott sei Dank immer noch Anlagen, mit denen wir solche sterilen Arznei­mittel herstellen können.“

Zahlreiche Apotheken hatten sie vor einigen Jahren aus Spargründen abgeschafft. Andere Klinikapotheken aber haben mit Blick auf einen möglichen Katastro­phenfall um ihren – wenn auch reduzierten – Erhalt gekämpft. Das ist auch beim UKE der Fall.

Noch sei die Herstellung der Medikamente begrenzt. Doch diesen Umfang müsse die Po­li­tik nun schnell und unbürokratisch erhöhen. „Wir brauchen auch da Lockerungen von rechtlichen Fesseln und Unterstützung in der Beschaffung von Substanzen. Denn wir sind natürlich auch keine Großabnehmer von dem nötigen Pulver.“ Aber er sei ganz zuver­sicht­lich, „dass wir das jetzt alles wieder gut anfahren können“.

Für den Zeitpunkt nach der Krise hofft Baehr, dass Politik und Kliniken aus den Ereigniss­en lernen. „Wir werden lernen müssen, dass es ein Stück weit unklug war, alles ins Aus­land outzusourcen.“

Sowohl Lager- als auch Produktionskapazitäten sollten erhöht wer­den. Das betreffe nicht nur die Klinik-Apotheken selbst, sondern auch die Industrie. Die Hersteller sollten Baehrs Meinung nach gezwungen werden, „für solche Situationen ent­sprechende Vorsorge zu treffen und nicht alles auf der Straße zu lagern“.

dpa

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