Hochschulen

Uni Göttingen forscht an digitaler Biopsie bei Krebspatienten

  • Freitag, 6. März 2020
Christian Wolfrum (l-r), Leiter „New Business Development and Planning" bei Siemens Healthengineers, Anja Karliczek (CDU), Forschungsministerin, und Philipp Ströbel, Direktor der Pathologie am Universitätsklinikum Göttingen, bei einer Pressekonferenz am 5.3.2020 zur wachsenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz in der Medizin. Karliczek stellte das Projekt CancerScout vor. /picture alliance
Christian Wolfrum (l-r), Leiter „New Business Development and Planning" bei Siemens Healthengineers, Anja Karliczek (CDU), Forschungsministerin, und Philipp Ströbel, Direktor der Pathologie am Universitätsklinikum Göttingen, bei einer Pressekonferenz am 5.3.2020 zur wachsenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz in der Medizin. Karliczek stellte das Projekt CancerScout vor. /picture alliance

Berlin/Göttingen – Künstliche Intelligenz (KI) soll künftig verstärkt in der Krebstherapie zum Einsatz kommen. Dafür starteten das Universitätsklinikum Göttingen und Siemens Healthineers am 1. Februar das gemeinsame Projekt CancerScout.

Ziel des neuen Projekts ist eine „digitale Biopsie“ mithilfe von KI. Sie soll Krebspatienten eine flächendeckende diagnostische Versorgung und auch eine personalisierte Tumor­the­rapie gewährleisten. Dafür werden molekulare Veränderungen in histologischen Tumor­präpa­raten im Rahmen eines Vor-Screenings getestet.

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen listet derzeit 72 Medikamente, die für eine personalisierte Medizin (companion diagnostic) infrage kommen. Die meisten stammen aus der Onkologie.

Companion diagnostics seien schon heute fester Bestandteil in der flächendeckenden Versorgung, sagte Philipp Ströbel, Direktor der Pathologie am Universitätsklinikum Gött­ingen. Die molekulare Diagnostik würde vom Grundsatz her auch von den Krankenkassen finanziert, dennoch gebe es noch „einzelne Problemfälle“, so der Pathologe.

Das Projekt CancerScout ist nur eins von aktuell 62 Vorhaben, die das Bundesforschungs­ministerium (BMBF) fördert. Insgesamt stehen für die kommenden fünf Jahre fast 90 Mill­ionen Euro zur Verfügung für diese Projekte. CancerScout erhalte davon fast zehn Millio­nen Euro für eine Laufzeit bis zum 31. Januar 2023, wie Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) gestern in Berlin mitteilte.

In der Liste der aktuell geförderten KI-Projekte erhält CancerScout derzeit mit Abstand die höchste Fördersumme. An zweiter Stelle kommt ein Projekt zur semantischen Unter­stützung für die prädiktive Modellierung in der Systemmedizin (XplOit). Die Projektbetei­ligten erhalten für den Zeitraum vom 1. März 2016 bis 28. Februar 2021 eine Förder­summe von 5,3 Millionen Euro.

KI-Fördersummen im internationalen Vergleich

Bis 2025 stellt der Bund für KI-Anwendungen auf Basis des europäischen Wertekanons etwa drei Milliarden Euro zur Verfügung. Weit mehr Geld investieren andere Länder. China hatte angekündigt bis 2030 umgerechnet 150 Milliarden Dollar (132,8 Milliarden Euro) in KI zu investieren, um der USA ihre führende Positionen in Sachen KI streitig zu machen.

Ströbel und Christian Wolfrum, Leiter „New Business Development and Planning" bei Siemens Healthineers, sehen Deutschland dennoch nicht im Abseits. „Deutschland ist im internationalen Vergleich gut aufgestellt“, sagte Ströbel.

Etwas anders ordneten noch im Mai 2019 Wirtschaftsverbände die Lage ein. Der ARD sagten der Verein Deutscher Ingenieure und der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik, dass Deutschland längst den Anschluss an die USA und China verloren hätte.

Karlizcek betonte, dass es vor allem um die Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft ginge – die Fördersumme sei dabei nicht so spannend. „Wir sind zudem dabei, die Finan­zie­rung der Kompetenzzentren für KI-Forschung zu verdoppeln“, kündigte die Ministerin an.

dpa/gie

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