Unikliniken überprüfen mögliche kindliche Immunität gegen SARS-CoV-2

Heidelberg – Vier deutsche Universitätskliniken werden in einer Studie überprüfen, ob Kinder bis zu zehn Jahren möglicherweise eine gewisse Immunität gegen SARS-CoV-2 aufweisen.
Hinweise darauf hatte kürzlich eine Studie der isländischen Bevölkerung geliefert, in der kein Kind unter zehn Jahren positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden war, wie die Autoren im New England Journal of Medicine berichteten (DOI: 10.1056/NEJMoa2006100).
Sollten sich diese Hinweise bestätigen, könnten daraus Rückschlüsse zu Zeitpunkt und Bedingungen der Öffnung von Kitas und Grundschulen gezogen werden. Untersucht werden sollen 2.000 Kinder plus jeweils ein Elternteil. Teilnehmer werden noch gesucht. Die Studie, an der die Universitätskinderkliniken in Heidelberg, Ulm, Freiburg und Tübingen beteiligt sind, startet heute.
Er hoffe, dass die isländischen Befunde valide seien, wird der Ärztliche Direktor der Heidelberger Kinderklinik, Georg Hoffmann, in einem Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung zitiert. Doch: „Es gibt auch eine Studie aus China, die wiederum zeigt, dass Kinder ähnlich infiziert sind wie Erwachsene - und das Virus auch übertragen, was ja in Island nicht der Fall war“, erklärte er.
Die isländische Screeningstudie umfasste rund 10.000 Probanden, die entweder keine oder nur leichte Erkältungssymptome – in Island war zu der Zeit Erkältungssaison – aufwiesen. Sie waren einer offenen Einladung zur Teilnahme an der Studie gefolgt. Von ihnen wurden 0,8 Prozent der älteren Kinder sowie der Erwachsenen auf SARS-CoV-2 getestet. Von den jüngeren Kindern unter zehn Jahren wies dagegen keines das Virus auf.
Die isländischen Wissenschaftler hatten außerdem rund 1.200 Personen gezielt getestet, die ein hohes Infektionsrisiko hatten – vorwiegend Personen mit Atemwegssymptomatik, Reiserückkehrer aus Risikogebieten im Ausland und Kontaktpersonen von Infizierten. Von ihnen wurden 13,3 Prozent positiv aus SARS-CoV-2 getestet.
Auch in dieser gezielten Untersuchung waren Kinder unter zehn Jahren mit einer Rate von 6,7 Prozent seltener mit SARS-CoV-2 infiziert als ältere Teilnehmer. Die Probanden über zehn Jahren testeten in 13,7 Prozent der Fälle positiv auf das Virus.
Ursache für geringere Infektionsrate bei Kindern ist unklar
„Ob die niedrigere Inzidenz positiver Testergebnisse bei den Kindern die Folge einer geringeren Exposition gegenüber dem Virus ist oder vielmehr einere biologischen Resistenz geschuldet, wissen wir nicht“, schreiben die Autoren.
Hoffmann erläuterte: „Wir wollen wissen, wie viele Kinder aktuell infiziert sind oder die Infektion schon hinter sich haben.“ Schließlich verliefen vermutlich auch viele Infektionen ohne Symptome. In Heidelberg zum Beispiel sei bislang kein einziges Kind wegen der Lungenerkrankung stationär behandelt worden. „Und wir vergleichen mit einem Elternteil, um zu sehen, ob Kinder gleich häufig infiziert sind wie Erwachsene oder eben nicht.“
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