Universitätsmedizin Greifswald: Keine Fusion mit Rostock
Greifswald – Die Universitätsmedizin Greifswald soll nach dem Willen der Landesregierung unter neuer Führung „ein Leuchtturm“ in Forschung, Lehre und Krankenversorgung bleiben. Nach der Abberufung des Ärztlichen Direktors, Thorsten Wygold, werde der Ärztliche Vorstand der Universitätsmedizin Rostock, Christian Schmidt, die Greifswalder Klinik bei der Sanierung unterstützen, sagte Bildungsministerin Birgit Hesse (SPD) heute in Greifswald. Zum kommissarischen Vorstand in Greifswald wurde der Chirurg Claus-Dieter Heidecke berufen.
Angesichts der schlechten Lage der Klinik habe die Landesregierung handeln müssen. „Beide Häuser in Rostock und Greifswald stehen unter der Verantwortung des Landes. Da ist es selbstverständlich, dass man sich gegenseitig hilft, wenn einer in Not geraten ist“, sagte Hesse.
Die Greifswalder Klinik musste im Jahr 2015 ein Defizit von 14,3 Millionen Euro verbuchen. Es gibt ein Sanierungskonzept, mit dem früheren Informationen zufolge bis 2019 rund 31 Millionen Euro eingespart werden sollen. Schmidt, der seit drei Jahren in Rostock ist, bezeichnete das Konzept als solide. „Was bislang fehlte, war der ärztliche Sparringspartner bei der Optimierung aller medizinischen Leistungen.“ Es sei gut, dass niemand von außen geholt worden sei. Er werde nun mit ein oder zwei Rostocker Spezialisten die Greifswalder unterstützen. „Das ist eher Hilfe zur Selbsthilfe“, sagte Schmidt. Der Sanierungsprozess in Greifswald werde beschleunigt.
Für die Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag, Simone Oldenburg, ist der Wechsel an der Klinikspitze zu kurz gedacht. Es habe schon zahlreiche ärztliche Direktoren in Greifswald gegeben. „Gebracht hat der Austausch bislang wenig. Die Probleme blieben.“ So habe bereits 2010 der Landesrechnungshof Steuerungs- und Managementdefizite in Greifswald kritisiert.
Die beiden Unikliniken Rostock und Greifswald mit 3.900 beziehungsweise 4.900 Mitarbeitern hatten in den vergangenen Jahren eine gegenläufige Entwicklung genommen. Während es in Rostock gelungen war, 2015 einen Gewinn von rund acht Millionen Euro zu erwirtschaften, wurden in Greifswald tiefrote Zahlen geschrieben. Schmidt versprach, trotz des Engagements in Greifswald die Rostocker Klinik nicht zu vernachlässigen. „Der Erfolgskurs wird fortgesetzt.“ So konnte die Zahl der Patienten in Rostock in seiner Zeit um jeweils 1.000 pro Jahr gesteigert werden. Vor allem der Zuspruch der besonders kranken Menschen habe zugenommen. „Unsere Kompetenz als Maximalversorger wird wahrgenommen“, sagte Schmidt.
Eine Fusion der beiden Kliniken schloss er aus. Die entsprechenden Modelle etwa in Schleswig-Holstein oder Hessen seien gescheitert. In Mecklenburg-Vorpommern finde wegen der verschiedenen Versorgungsgebiete kein Wettbewerb um Patienten statt.
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