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Virtual-Rea­lity-Brille unterstützt Therapie bei Magersucht

  • Freitag, 11. August 2023
/Seventyfour, stock.adobe.com
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Tübingen – Eine Virtual-Reality-Brille kann die Therapie von Patienten mit einer Essstörung unterstützen. Das berichtet eine Arbeitsgruppe der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universi­täts­klinikum Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Psychotherapy and Psycho­somatics (DOI: 10.1159/000530932).

„Gewicht zuzunehmen ist gerade am Anfang das wichtigste Ziel in der Behandlung von Magersucht, aber für die Betroffenen ist es auch eine maximale Herausforderung“, erläuterte die Leiterin des Projektes, Simone Behrens. Der Alltag von Menschen mit Magersucht sei geprägt von der Angst vor Gewichtszunahme und den Maßnahmen, eine Zunahme zu verhindern.

Die jetzt entwickelte Virtual Reality Umgebung ermöglicht es von Magersucht betroffenen Menschen, schon früh im Behandlungsverlauf auszuprobieren, wie es ihnen mit einem gesunden Körpergewicht ergehen könnte. In der Virtual Reality Umgebung können sie ein beliebiges Körpergewicht anschauen, und zwar so­wohl aus der Ich-Perspektive als auch in einem virtuellen Spiegel.

Michael Black, Direktor der Abteilung für Perzeptive Systeme am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen hat dazu auf der Basis von tausenden Körperscans ein digitales Körpermodell entwickelt. Die Körper, die so generiert werden, sind nicht nur biometrisch plausibel. „Wir können auch die Körpergröße und das Gewicht individuell auf die jeweilige Patientin oder den Patienten abstimmen“, so Behrens.

Für die klinische Pilotstudie haben Behrens und ihr Team 24 Patientinnen mit Magersucht untersucht, die in stationärer oder ambulanter Behandlung waren. Nach einer ausführlichen Vorbesprechung folgten vier Sit­zungen zu je 30 Minuten, in denen die Patientinnen den gesunden virtuellen Körper betrachteten.

Fast alle Patientinnen haben laut den Wissenschaftlern rückgemeldet, dass sie die virtuelle Darstellung als „sehr hilfreich“ für ihre persönliche Genesung erlebt haben. An diesen Ergebnissen möchte die Arbeitsgruppe anknüpfen und im nächsten Schritt Mechanismen während der virtuellen Körperexposition genauer unter­suchen.

hil

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