Guttenberg-Affäre: Bekanntes Muster
Wenn in Wirtschaft und Politik jemand erledigt werden soll, aber im offenen Kampf nicht zu fassen ist, besinnt man sich auf ein probates Instrument: Man prüft die Spesenabrechnung. Das Gesundheitswesen kann da mit prominenten Beispielen aufwarten. Aus jüngster Zeit etwa Ulla Schmidt oder Professor Sawicki.
Die Gesundheitsministerin stolperte nur deshalb nicht über ihre Dienstwagenaffäre, weil sie ein dickes Fell hatte und die Legislaturperiode ohnehin zu Ende ging. Sawicki musste letztlich wegen einer Spesenaffäre beim IQWiG quittieren, nachdem Versuche, ihn wissenschaftlich zu erledigen, misslangen.
In Sachen Guttenberg las zufällig ein Bremer Juraprofessor, der ideologisch anders als der Baron verortet sein dürfte, dessen Doktorarbeit und ließ zufällig über zufällig ausgewählte Stellen ein Suchprogramm laufen, und zufällig gelangten die Erkenntnisse, bevor sie in der wenig bekannten (übrigens lesenswerten) Kritischen Justiz erscheinen konnten, an die Süddeutsche, zufällig als der angeschwärzte Minister wegen "Gorch Fock" und Wehrreform politisch unter Beschuss stand. Ein bisschen viel der Zufälle. Was für die Schmidt die Dienstwagenaffaire scheint für den Guttenberg die Promotionsaffäre zu sein.
Unbeschadet dessen. Die Doktorarbeit – deren formale Qualität und möglicherweise deren Zustandekommen – ist schon ein starkes Stück. Nicht nur was Guttenberg, sondern auch (und mehr noch?) was den oder die Doktorväter betrifft. Was haben die wohl geprüft? Die Affäre sollte ihnen und allen Hochsullehrern, die mit Doktoranden zu tun haben, die unter Zeitdruck und nebenbei promovieren, eine Lehre sein.
Solche Fälle sind in den Rechtswissenschaften mit all`den Rechtsanwälten, die den Dr. aus Wettbewerbsgründen begehren, vor allem aber in der Medizin, wo der Doktor praktisch zum Beruf gehört, notorisch. Es empfiehlt sich somit, bei den Kandidaten zunächst zu prüfen, ob sie überhaupt genügend Zeit haben, (ganz zu schweigen vom brennenden wissenschaftlichen Interessse). Und dann kann eine kleine Handreichung über das Zitieren in Zeiten der google-Recherche auch nicht schaden.
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