Jung und konservativ
Ist die Gleichung "jung=links" überholt? Ist Sozialpolitik nicht länger Domäne der Linken? An der Spitze der verkarsteten Ministerien für Gesundheit und für Arbeit sowie des zusammengewürfelten Ladens für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stehen jetzt drei junge, jedenfalls unverbrauchte Politiker(innen): Köhler, Rösler, von der Leyen. Sie gelten alle als konservativ, egal ob FDP oder CDU, und passen doch nicht ins überkommene Schema, in dem konservativ mit reaktionär gleich gesetzt wird.
Zugegeben, Dr. med. Ursula von der Leyen, seit heute Arbeitsministerin, ist mit 51 nicht mehr so ganz jung, aber sie wirkt so und verbreitet immer noch Aufbruchstimmung. An der Spitze des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, traditionell eine Hochburg aufrechter Sozialdemokraten oder Sozialauschüssler der Union, wirkt sie geradezu exotisch. (Immerhin, unkonventionell war auch Blüm.)
Kristina Köhler, die neue Ministerin für Familie etc., Dr. phil. (den Doktor hat sie im Februar diesen Jahres quasi nebenbei gemacht) ist 32. Übrigens nicht die jüngste in diesem Amt, das immer mal als Lehrwerkstatt für Politiker genutzt wurde. Angela Merkel, ja die, war 36, als sie, Kohls Mädel, Ministerin für Frauen und Jugend wurde. Und Claudia Nolte, die jüngste, bekam den Job 1994 mit 28. Sie gilt längst als politisch "tot", trotz der Chance als Ministerin. Also, cave, Köhler.
Gesundheitsminister Dr. med. Philipp Rösler ist 36. Die Kommentatoren sind ob seiner ersten politischen Äußerungen im neuen Amt etwas ratlos. Der Mann differenziert doch tatsächlich: Solidarität ja, aber nicht immer via GKV, sondern auch über die Steuer.
Alle Neuen haben Bewährungsproben unmittelbar vor sich. Leyen Jobcenter. Köhler Betreuungsgeld, in bar oder als Gutschein. Rösler: die definitive (?) Gesundheitsreform. Man wir sehen, ob sie Stehvermögen haben.
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