Lesefrüchtchen

off label, off doctor und njuhrou-enhänzment

  • Dienstag, 2. Juni 2009

Antidepressiva, Stimulanzien und Antidementiva haben auch unter gesunden Menschen viele Freunde. In den USA ist die Einnahme solcher Substanzen zur Leistungsverbesserung des Gehirn bei Hochschullehrern und anderen Geistesarbeitern weit verbreitet (Stichwort: Prozac).

Etwa 17 Prozent der Studenten solle dort regelmäßig solche Pillen schlucken. Die Sache hat auch einen wissenschaftlichen Namen: Neuro-Enhancement, natürlich englisch, zu deutsch njuhrou-enhänzment. Der (Deutsche) Nationale Ethikrat hat sich damit dieser Tage (am 28. Mai) in Berlin beschäftigt und stieß auf großes Interesse.

Streng genommen handelt es sich bei der nicht bestimmungsgemäßen Verschreibung solcher Medikamente um off-label-use. Und der ist eigentlich nicht erlaubt, ist allenfalls bei strenger Indikation im Einzelfall zulässig, ist jedenfalls eine juristische Grauzone. 

Ein Rätsel, weshalb die Verschreibung an Gesunde dennoch so weit verbreitet ist. Und, folgt man den Protagonisten, die auch beim Ethikrat gut vertreten waren, noch viel weiter verbreitet werden soll. Ein namhafter Jurist sprach vom Recht auf mentale Selbstbestimmung.

Wenn das so kommt, dann wird der off-label-use bei Gesunden zum Normalfall und auch die Verschreibungspflicht obsolet – mentale Selbstbestimmung. Auch der bisher noch wunschgemäß und fleißig an Gesunde verschreibende Arzt wäre alsbald außen vor. Die Pillen gibt´s dann unter anderem Etikett over-the-counter beim Apotheker oder im Medikamenteckchen bei Aldi. Vom off-label-use zum off-doctor-use.

jachertz

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