Lesefrüchtchen

PID: Wie die Leopoldina instrumentalisiert wurde

  • Donnerstag, 20. Januar 2011

Die Stellungnahme der "Leopoldina" zugunsten einer Zulassung der Präimplantationdiagnostik (PID) ist eine starkes Stück. Die "Nationale Akademie der Wissenschaften", die sich mit der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und der Deutschen Technikademie zusammengetan hat, erweckt nämlich den Eindruck, den Konsens der Wissenschaft zu PID wiederzugeben. Eingeschlossen ethischer Werturteile (obwohl man betont, solche nicht fällen zu wollen) und detaillierter Empfehlungen an den Gesetzgeber.

Von Konsens kann jedoch keine Rede sein. Im "Kleingedruckten" ganz am Schluss der 36 Seiten des Papiers erfährt der hartnäckige Leser (die Presse hat sich durchweg nur an die Presse-Zusammenfassung gehalten), dass der "Konsens" auf Mehrheitsbeschlüssen basiert.

Der Rechtswissenschaftler Dietmar Willoweit, der bis Ende 2010 Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften war, macht soeben in der Süddeutschen Zeitung (vom 20. Januar) darauf aufmerksam, dass von den 8 Präsidenten der deutschen Akademien der Wissenschaften nur 5 dem PID-Papier zugestimmt haben.

Bei der Leopoldina ist freilich nichts von Minderheitsvoten zu lesen, erstaunlich bei einem so umstrittenen Thema. Das könnte daran liegen, dass die Arbeitsgruppe, die das Papier ausarbeitete, handverlesen war. Es tauchen die Namen auf, die auch aus anderen Gremien einschlägig bekannt sind, etwa dem Deutschen Ethikrat oder wissenschatlichen Beiräten. Das sieht nach einem Kartell der PID-Befürworter aus, die diesmal die ehrwürdige Leopoldina instrumentalisiert haben.

Die Akademien sollten bei ihren Leisten bleiben und sich darauf beschränken, den Sachstand korrekt darzustellen und auf ethische Empfehlungen im Gewande der Wissenschaft verzichten. "Also ist auch die präsentierte Stellungnahme nicht eine solche der Akademie oder gar ´der´ Akademien, sondern die persönliche Meinung einer bestimmten Gruppe angesehener Wissenschaftler" (so Willoweit).

jachertz

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