Wie lange behält Rösler die Nerven?
Mit treuherzigem Augenaufschlag und dosiertem Lächeln blockte Gesundheitsminister Philipp Rösler bisher alle Fragen nach Details seiner Gesundheitsreform ab. Lediglich den groben Rahmen liess er erkennen: Einkommensunabhängige Versicherungsprämie, Ausgleich aus Steuermitteln für sozial Schwache. Innerhalb des Rahmens ist vieles möglich.
Derweil laufen die Gegner Sturm, ohne genau zu wissen, wogegen. Nicht nur die Opposition attackiert, vorsorglich auch die CSU. So am Wochenende (am 30. 1. in der "Süddeutschen") Horst Seehofer. Er hält die Reformpläne, die es noch nicht gibt, prima vista für "völligen Nonsens". Ähnlich Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder, der wegen des Koalitionsproporzes im Bund nicht zum Zuge kam, aber dennoch gerne mitreden will.
Bisher behält Dr. med. Rösler die Nerven. Seine Taktik, die Gegner im Nebel Phantome jagen zu lassen, ist gar nicht schlecht. Spinnen wir mal ein bisschen: Rösler könnte Mitte des Jahres mit einem Knall einen Reformplan vorlegen, der für möglichst viele Gruppierungen der Gesellschaft eine verflixte Mixtur aus Wohltaten und Belastungen enthält, dann cool zusehen, wer auf wen eindrischt, und schließlich einen Kompromiss präsentieren. Oder grandios untergehen.
Die Frage ist, wie lange Rösler die Nerven behält. Seine Vorgänger wurden mit zunehmender Amtszeit zunehmend empfindlicher, nicht zuletzt Seehofer. Die Attacken auf Rösler persönlich und seine Partei werden sich bis zur NRW-Wahl aufschaukeln. Auch aus der Koalition. FDP inclusive, wenn sich tatsächlich abzeichnet, wie schon jetzt Umfragen raunen, dass die Liberalen mit herben Verlusten rechnen müssen.
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