20 neue Viren in chinesischen Fledermäusen entdeckt

Yunnan, China – In Nierengewebe von Fledermäusen aus dem Südwesten Chinas hat ein Forschungsteam 20 neue Viren entdeckt, darunter 2 Henipaviren. Diese sind eng mit hochpathogenen Hendra- und Nipahviren verwandt, wie die Gruppe in einer aktuellen Studie berichtet (PLoS Pathogens 2025; DOI: 10.1371/journal.ppat.1013235).
Die Fledermäuse mit diesen Erregern lebten auf einer Obstplantage in der Nähe von Dörfern. Dies ruft Sorgen vor einer möglichen Kontamination von Früchten mit Fledermausurin und vor Übertragungsrisiken auf andere Tiere oder Menschen hervor, wie es in der Studie heißt.
Wie gefährlich die neu in China entdeckten Viren für Menschen sind, müsse jedoch noch im Labor erforscht werden, machte die Veterinärin Alison Peel (University of Sydney) laut dem Science Media Center deutlich. Es gebe andere Beispiele von engen evolutionären Verwandten von Hendra- und Nipahviren, die offenbar keine Gefahr durch Überspringen darstellten.
Peel verwies bei einem der neu entdeckten Viren auch auf genetische Unterschiede an Stellen des Virus, die für das Binden an und das Eindringen in Zellen verantwortlich sind. Ein Übergreifen etwa auf Menschen könne daher nicht automatisch angenommen werden.
Die Forschenden um Yun Feng vom Yunnan Institute of Endemic Disease Control and Prevention in China erläutern in ihrer Studie, dass die meisten bisherigen Untersuchungen sich auf Kotproben von Fledermäusen gestützt und auch nicht das ganze Spektrum an Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten in diesen Tieren erfasst hätten.
Die Nieren der Fledermäuse seien größtenteils unerforscht gewesen. Bisherige Studien hätten aber gezeigt, dass sich das Vorkommen unterschiedlicher Viren je nach Organ unterscheiden kann.
Die Gruppe hatte etwa 140 Fledermäuse von 5 Orten in der Provinz Yunnan in die Analyse einbezogen und dabei insgesamt 22 Viren gefunden. Die Tiere waren über mehrere Jahre hinweg gesammelt worden.
Die Ergebnisse verdeutlichten wichtige zoonotische Risiken und die Notwendigkeit umfassender mikrobieller Analysen von bisher wenig untersuchten Organen, schreiben die Forschenden. Dies erlaube eine bessere Einschätzung zum Risiko eines Überspringens von Erregern aus Fledermauspopulationen auf Menschen.
Die Provinz Yunnan ist dem Studienteam zufolge ein Fledermaus-Hotspot, der auch für andere virale Erreger bekannt ist, darunter enge Verwandte des Marburgvirus, SARS-CoV und SARS-CoV-2. Mit der aktuellen Untersuchung sei erstmals ein Henipavirusgenom in voller Länge in chinesischen Fledermäusen identifiziert worden.
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