Aktivere Immunantwort: Warum SARS-CoV-2 für Kinder meist harmlos ist

Berlin – Das kindliche Immunsystem scheint auf die Attacken des Coronavirus SARS-CoV-2 besser vorbereitet zu sein als das von Erwachsenen. Die Zellen der oberen Atemwege befinden sich einer aktuellen Untersuchung zufolge bereits in erhöhter Alarmbereitschaft und können das Virus im Falle einer Infektion schnell bekämpfen, bevor es sich massiv vermehrt.
Das erklärt vermutlich auch, warum Kinder sehr viel seltener als Erwachsene schwer an COVID-19 erkranken, wie Forscher aus Berlin und Heidelberg im Fachmagazin Nature Biotechnology berichten (DOI: 10.1038/s41587-021-01037-9).
„Wir wollten verstehen, warum die Virusabwehr bei Kindern offenbar so viel besser funktioniert als bei Erwachsenen“, erklärte Irina Lehmann, Leiterin der Arbeitsgruppe Molekulare Epidemiologie am Berlin Institute of Health (BIH) an der Berliner Charité.
Auf der Suche nach einer Antwort entnahmen die Wissenschaftler 42 gesunden und infizierten Kindern sowie 44 Erwachsenen einige Zellen der Nasenschleimhaut. Sie analysierten dann unter anderem die Aktivität bestimmter Gene in den einzelnen Zellen.
Um Viren schnell bekämpfen zu können, müssen Mustererkennungsrezeptoren aktiviert werden, erläutern die Wissenschaftler. Und genau dieses System war bei den Kindern in den Zellen der oberen Atemwege und in bestimmten Zellen des Immunsystems aktiver als bei den Erwachsenen, zeigten die Analysen.
Infiziert ein Virus die Zelle, bildet der Körper den Botenstoff Interferon, der die Bekämpfung des Virus' einleitet. Bei Erwachsenen werde das Frühwarnsystem überrumpelt, das Virus wird nicht so effektiv bekämpft und kann sich stärker ausbreiten.
„Wir haben aus dieser Studie gelernt, dass es offensichtlich nicht nur Risikofaktoren für schwere COVID-19-Verläufe gibt, sondern auch schützende Faktoren“, erläuterte Lehmann. Man könne nun darüber nachdenken, ob sich schützende Antworten bereits vor einer Infektion anregen ließen, um so möglicherweise Risikopatienten vor einer schweren Erkrankung zu schützen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: