AZD1222: Schutz vor schweren Erkrankungen nimmt unabhängig von der Virusvariante rasch ab

Edinburgh – In Schottland und Brasilien, wo unterschiedliche Varianten von SARS-CoV-2 das Infektionsgeschehen bestimmen, hat die Schutzwirkung nach der 2. Dosis von AZD1222 von Astrazeneca rasch nachgelassen.
Nach den im Lancet (2021; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)02754-9) vorgestellten Zahlen, hat sich das Risiko auf eine schwere Erkrankung oder einen Tod innerhalb von 3 Monaten verdoppelt und innerhalb von 5 Monaten sogar verfünffacht.
Bislang war unklar, ob die nachlassende Immunität oder das Auftreten von neuen Virusvarianten für den Anstieg von Reinfektionen mit SARS-CoV-2 bei Geimpften verantwortlich ist. Ein Team um Aziz Sheikh vom Usher Institute der Universität Edinburgh hat deshalb die Entwicklung in Schottland und Brasilien verglichen.
In Schottland wurde die Krankheitswelle im Sommer von der Delta-Variante dominiert. In Brasilien wurden die meisten Infektionen von der Gamma-Variante verursacht. Dennoch hat sich die Impfstoffwirksamkeit von AZD1222, der in beiden Ländern eingesetzt wird, beinahe parallel entwickelt.
In beiden Ländern war die Schutzwirkung etwa 2 bis 3 Wochen nach der 2. Dosis am höchsten. Die Impfstoffwirksamkeit vor schweren Erkrankungen oder Todesfällen lag in Schottland bei 83,7 % und in Brasilien bei 86,4 %. Nach 10 bis 11 Wochen war ein Rückgang der Schutzwirkung auf 79,6 % in Schottland und 69,9 % in Brasilien erkennbar. Nach 20 bis 21 Wochen betrug sie in Schottland nur noch 53,6 %. In Brasilien war sie nach 18 bis 19 Wochen (die Impfkampagne begann später) auf 42,2 % abgefallen.
Nach den Berechnungen der Forscher haben die Empfänger von AZD1222 schon 10 bis 11 Wochen nach der 2. Dosis ein 2-fach erhöhtes Risiko auf eine schwere Erkrankung oder einen Tod. Das relative Risiko betrug in Schottland 2,01 (95-%-Konfidenzintervall 1,54-2,62) und in Brasilien 2,29 (2,01-2,61). Nach 18 bis 19 Wochen war das relative Risiko in Schottland auf 5,43 (4,00-7,38) und in Brasilien auf 4,71 (3,83-5,78) gestiegen.
Die Impfstoffwirksamkeit gegen leichtere symptomatische Erkrankungen nahm noch rascher ab. Sheikh ermittelt in einer Test-negativen Fall-Kontrollstudie für Schottland 2 bis 3 Wochen nach der 2. Dosis noch eine Impfstoffwirksamkeit von 67,9 %. Nach 20 bis 21 Wochen war sie auf 39,1 % gefallen. In Brasilien fiel der Rückgang von 69,8 % auf 57,7 % (nach 18 bis 19 Wochen) etwas schwächer aus.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: