Medizin

COVID-19: Paxlovid hat auch in der Omikron-Welle Hospitalisierungen vermieden

  • Montag, 13. Februar 2023
/Giovanni Cancemi, stock.adobe.com
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Toronto – Das Virustatikum Nirmatrelvir, das in Kombination mit Ritonavir als Paxlovid zur Behandlung von Risikopersonen mit SARS-CoV-2-Infektionen zugelassen ist, kann auch in der Omikron-Welle schwere Verläufe verhindern. Dies zeigen die Erfahrungen aus der Provinz Ontario, die im Canadian Medical Association Journal (2023; DOI: 10.1503/cmaj.221608) veröffentlicht wurden.

Trotz guter Ergebnisse in der Zulassungsstudie wird Paxlovid eher zögerlich verordnet. In Deutschland mit 84,5 Mio. Einwohnern wurden bis zum 3. Quartal 2022 nur 70.300 Packungen in Apotheken abgegeben. In der kanadischen Provinz Ontario mit 15 Mio. Einwohnern waren es vom 4. April bis zum 31. August 2022 nur 8.876 Patienten. In dieser Zeit dominierte in Kanada die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 das Infektions­geschehen.

Kevin Schwartz von Public Health Ontario in Toronto und Mitarbeiter haben die Behandlungsergebnisse mit 168.669 Patienten verglichen, die trotz eines positiven PCR-Tests nicht mit Nirmatrelvir/Ritonavir behandelt wurden. Endpunkt war der Anteil der Patienten, die später im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Da Paxlovid in Ontario nur an ältere Patienten mit Vorerkrankungen verordnet werden darf, musste Schwartz das Alter und Komorbiditäten bei seiner Analyse berücksichtigen, was in Ontario leicht möglich ist. Die Pro­vinz bietet allen Einwohnern eine kostenlose (das heißt über Steuern finanzierte) Krankenversorgung an, weshalb es kaum Privatversicherte gibt. Außerdem lassen sich die Daten der verschiedenen Register mitein­ander abgleichen. Schwartz konnte auch recherchieren, welche Patienten vor der Erkrankung wann geimpft worden waren.

Die gewichtete Analyse ergab, dass 2,1 % der Patienten, denen Nirmatrelvir/Ritonavir verordnet wurde, später im Krankenhaus behandelt werden mussten oder starben. Bei den Patienten, die kein Nirmatrelvir/Ritonavir erhalten hatten, betrug der Anteil 3,7 %. Schwartz ermittelte eine Odds Ratio von 0,56, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,47 bis 0,67 signifikant war. Die Odds Ratio auf einen Tod allein betrug 0,49 (0,40-0,60).

Die Schutzwirkung ließ im Verlauf der Omikron-Epidemie nach. Die Odds Ratio für Hospitalisierung oder Tod betrug zwischen April und Juni 0,43 (0,33-0,57) und im Juli und August 0,67 (0,52-0,86).

Die „Number Needed to Treat“ (NNT), um eine Hospitalisierung zu verhindern, betrug in der Gesamtgruppe 62, bei den ungeimpften Personen jedoch nur 28, was einen größeren Nutzen anzeigt. Die NNT stieg bei 1 bis 2 Impfdosen auf 30 und nach einem Booster auf 77 an. Einen größeren Nutzen hatten auch Personen ab 70 Jahren mit einer NNT von 45.

Die Studie zeigt, dass Paxlovid im klinischen Alltag auch während der Omikron-Welle seine Wirksamkeit behalten hat, auch wenn die Ergebnisse der randomisierten Studie EPIC-HR nicht erreicht wurden, die noch vor der Omikron-Welle durchgeführt worden war. Dort war die Behandlung bei Hochrisiko-Patienten mit einem Rückgang der Hospitalisierungen um 89 % verbunden (NNT 17).

Schwartz rät deshalb vor allem älteren Menschen mit Risikofaktoren, deren letzte Impfdosis vielleicht schon länger zurück liegt, sich bei einer Erkrankung frühzeitig testen zu lassen, um die Chance einer Behandlung nicht zu verpassen. Die Behandlung sollte innerhalb von 5 Tagen nach dem Einsetzen der Symptome erfolgen, besser noch früher.

rme

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