COVID-19: Riechverlust nach Infektion mit Alpha-Variante am häufigsten

Philadelphia – Jeder zweite Patient, der mit der Alphavariante von SARS-CoV-2 an COVID-19 erkrankt war, wies in einer Studie in JAMA Network Open (2024; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.7818) nach einem Jahr noch objektive Riechstörungen auf, die auch die Schmeckstörungen erklärten. Nach einer Infektion mit Omikron waren die Störungen kaum häufiger als in einer Kontrollgruppe ohne SARS-CoV-2.
Riech- und Schmeckstörungen sind die häufigsten Long-COVID-Symptome, über die viele Patienten noch Monate bis Jahre nach der Infektion klagen. Es gab aber bisher nur wenige Studien, in denen die beiden Sinneswahrnehmungen objektiv untersucht und die Ergebnisse mit gesunden Probanden verglichen wurden.
Ein Team um Shima Moein von der Perelman School of Medicine in Philadelphia konnte 340 Patienten im Durchschnitt 395 Tage nach ihrer COVID-19-Erkrankung untersuchen und die Ergebnisse mit 434 Gesunden vergleichen.
Das Schmeckvermögen wurde mit dem „Waterless Empirical Taste Test“ (WETT) überprüft, den die Patienten zuhause selbst durchführten. Der Test besteht aus 53 Teststreifen mit unterschiedlichen Konzentrationen von Saccharose, Zitronensäure, Natriumchlorid, Koffein und Mononatriumglutamat für die fünf bekannten Geschmacksempfindungen und auch neutrale Stäbchen. Die Probanden mussten auf einer Karte ankreuzen, was sie geschmeckt hatten.
Der Geruchssinn wurde mit dem „University of Pennsylvania Smell Identification Test“ (UPSIT) überprüft, der 40 verschiedene Düfte enthält. Die Patienten hatten sich mit dem originalen Wildtyp oder den folgenden Varianten Alpha, Delta oder Omikron infiziert.
Ergebnis: Bei den WETT-Tests erzielten alle ehemaligen COVID-19-Patienten nach einem Jahr vergleichbare Ergebnisse wie die Kontrollgruppe. Dies bestätigt die Vermutung, dass die Schmeckstörungen, über die viele Patienten klagen, letztlich Riechstörungen sind.
Sie erklären sich aus den Beschädigungen des Riechepithels durch die Infektion mit SARS-CoV-2. Die Geschmacksknospen auf der Zunge werden nach derzeitiger Kenntnis von SARS-CoV-2 nicht angegriffen. Viele Menschen können jedoch den Unterschied zwischen Riechen und Schmecken beim Essen nicht unterscheiden.
Beim Riechtest gab es dagegen Ausfälle, die auch nach einem Jahr noch nachweisbar waren. Von den Patienten, die sich mit dem Wildtyp infiziert hatten, erzielten 13,5 % einen UPSIT-Score von 6 bis 25 Punkten, der einen schweren oder kompletten Riechverlust anzeigt.
Nach einer Infektion mit der Alphavariante lag der Anteil bei 23,8 %, also doppelt so hoch. Nach der Infektion mit der Deltavariante waren es 6,2 % und nach der Infektion mit der Omikronvariante 4,7 % im Vergleich zu 2,8 % in der Kontrollgruppe.
Die Infektion mit der Alphavariante hatte demnach die stärkste Einschränkung des Riechvermögens zur Folge, gefolgt von dem Wildtyp des Virus. Die Unterschiede zwischen der Deltavariante beziehungsweise der Omikronvariante und der Kontrollgruppe waren laut Moein nicht signifikant.
Menschen, die sich derzeit mit SARS-CoV-2 infizieren, haben demnach gute Chancen, nicht von diesem Kardinalsymptom von Long COVID betroffen zu sein.
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