Medizin

England: Impfungen haben (trotz Virusvariante) das Übertragungsrisiko in Pflegeheimen gesenkt

  • Dienstag, 30. März 2021
/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Jacob King
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London – Die beiden in England früh eingesetzten Impfstoffe – BNT162b ist seit dem 2. Dezember und AZD1222 seit dem 30. Dezember zugelassen – haben in englischen Pflegeheimen nicht nur die Zahl der schweren COVID-19-Fälle gesenkt.

Die regelmäßigen Tests der Bewohner zeigen nach den in medRxiv (2021; DOI: 10.1101/2021.03.26.21254391) vorveröffentlichten Zahlen, dass auch die Infektionen insgesamt zurück­gehen. Der Effekt setzte etwa 4 Wochen nach der 1. Dosis ein.

Die Bewohner der Pflegeheime gehörten zu den ersten Personen, die in England gegen SARS-CoV-2 geimpft wurden. Da die ersten Impfungen mittlerweile 3 Monate zurückliegen, lassen sich die Auswir­kungen beurteilen. Als erstes wurde ein Rückgang der schweren Erkrankungen und Todesfälle beobachtet.

Ein Team um Laura Shallcross vom University College London kann jetzt erstmals zeigen, dass auch die Zahl der Neuinfektionen abgenommen hat. Die Analyse beruht auf den Ergebnissen der PCR-Tests, die das Gesundheitsministerium derzeit im Rahmen der Vivaldi-Studie 1 Mal im Monat bei allen Bewohnern von 310 Langzeitpflegeeinrichtungen des Landes durchführen lässt (plus den Tests, die bei Symptomen notwendig werden).

Bis Mitte März wurden 9.160 der 10.412 Bewohner (88 %) im Alter von im Mittel 86 Jahren entweder mit BNT162b von Biontech (2/3) oder AZD1222 von AstraZeneca (1/3) geimpft. Seither ist es zu 1.335 neuen Infektionen gekommen.

In den ersten Wochen nach der 1. Dosis war die Zahl der Neuinfektionen noch in etwa gleich geblieben. Seit der 4. Woche nach der 1. Impfung ist ein Rückgang erkennbar. Shallcross ermittelt für die Zeit zwischen dem 28. und 34. Tag nach der 1. Impfung eine adjustierte Hazard Ratio (aHR) für PCR-positive Infektionen bei den geimpften Bewohnern von 0,44 (95-%-Konfidenzintervall 0,24 bis 0,81), also einen Rückgang um 56 %. Im Zeitraum vom 35. bis 48. Tag gab es 62 % weniger Infektionen (aHR 0,38; 0,19 bis 0,77). Die Wirkstärke von AZD1222 (aHR 0,32; 0,15 bis 0,66) und BNT162b2 (aHR 0,35; 0,17 und 0,71) waren in etwa gleich.

Hinzu kommt, dass der Schwellenwert (Ct-Wert) für den Nachweis der Virusgene von 26,6 auf 31,3 gestie­gen ist. Der Ct-Wert ist die Zahl der Verdopplungen, die in der Polymerasekettenreaktionen not­wendig ist, um die Virusgene nachzuweisen. Ein Anstieg des Ct-Werts deutet deshalb auf eine geringere Virusmenge hin. Eine geringe Viruslast bedeutet wiederum, dass die Infektiosität der Infizierten nach­lässt. Bemerkens­wert ist sicherlich, dass die günstige Wirkung vor dem Hintergrund der vermehrten Ausbreitung der britischen Variante B.1.1.7 erfolgt ist.

rme

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