Medizin

Experten: Weitere Studien zum Coronaursprung nötig

  • Mittwoch, 25. August 2021
/picture alliance, ZUMAPRESS.com, Ivan Damanik
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Genf – Bei der Suche nach dem Ursprung des Coronavirus muss dringend gehandelt werden. Darauf verweisen unabhängige Experten, die an einer ersten internationalen Untersuchung in China Anfang des Jahres beteiligt waren.

Die damalige Untersuchung im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei als 1. Schritt eines Prozesses gedacht gewesen, der aber zum Stillstand gekommen sei, kritisieren die 11 Wissenschaftle­rinnen und Wissenschaftler in der Zeitschrift Nature. Sie fordern erneut eine Fortsetzung der Untersu­chung (Phase-2). Darunter ist Fabian Leendertz vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin.

Das Fenster, in dem es noch möglich sei, frühe Spuren des Virus in Menschen und Tieren in China und anderswo zu finden, schließe sich rapide. Antikörper, die Hinweise geben könnten, schwinden bei Infi­zierten mit der Zeit , schreiben die Autoren. Sie halten eine Übertragung vom Tier auf den Menschen, vermutlich über einen Zwischenwirt, am wahrscheinlichsten.

Experten glauben, dass das Virus auf Wildtierfarmen auf den Menschen übergegangen sein könnte. Viele davon seien mittlerweile geschlossen und die Tiere getötet worden, heißt es in dem Nature-Beitrag. Auf diesen Farmen hätten chinesischen Angaben zufolge 2016 vermutlich 14 Millionen Menschen gear­beitet.

Um die Untersuchung zum Ursprung des Virus gibt es seit Monaten Streit. China hat die Reise des inter­nationalen Expertenteams, das seine Untersuchung zusammen mit chinesischen Wissenschaftlern durch­führte, monatelang hinausgezögert. China verweigert ausländischen Experten zudem bislang Originalda­ten über 174 frühe Patienten, die mit dem damals neuartigen Virus infiziert waren. Die ausländischen Experten haben weitere Studien in China empfohlen, was Peking bislang zurückweist.

Die USA und andere Länder kritisierten, dass die These eines Laborunfalls, bei dem das Virus in der chi­ne­si­schen Stadt Wuhan entwichen sein könnte, auf Druck Chinas vernachlässigt worden sei. Die Wissen­schaftler betonen in ihrem Beitrag in der Zeitschrift Nature erneut, dass sie die These nicht für ausge­schlossen halten.

„Wir haben öffentlich darum gebeten, Informationen, die die Hypothese eines Laborlecks untermauern, zu veröffentlichen und der WHO zur Verfügung zu stellen. Das ist bislang nicht geschehen“, schreiben sie. Die US-Regierung will in Kürze eigene Erkenntnisse dazu vorlegen.

China wirft den USA vor, die Ursprungssuche zu politisieren. „Wir rufen die einschlägigen Stellen dazu auf, aufzuhören, die Sache der Ursprungssuche zu politisieren, die Angelegenheit zu nutzen, um andere zu Sündenböcken zu machen und sich eigener Verantwortung zu entziehen“, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums in Peking Mitte Juli. Das behindere die internationale Kooperation. Fast
50 Länder sähen das genauso, wie sie in Briefen an die WHO geschrieben hätten.

„Die Gemüter haben sich in den vergangenen Woche eindeutig erhitzt“, sagte der WHO-Nothilfe-Koordinator Mike Ryan vergangene Woche. „Wir müssen die Politik hier raushalten.“ Die WHO will einen Ausschuss einsetzen, der künftig routinemäßig Virusursprünge untersuchen soll. Das sei zu begrüßen, schrieben die Autoren in Nature, würde aber im Fall von SARS-CoV-2 viel zu lange dauern.

dpa

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