Fasten versus Kalorienrestriktion – wer das Rennen macht

Boston – Forschende um Zhila Semnani-Azad, Harvard TH Chan School of Public Health, Boston, fanden in ihrem systematischen Review Evidenz dafür, dass ein intermittierendes Fasten ähnliche Vorteile in Bezug auf eine Gewichtsabnahme hat wie eine kontinuierliche Kalorienrestriktion.
Wie sie in BMJ berichten, sind allerdings Studien mit längerer Dauer nötig, um die Ergebnisse zu bestätigen (2025; DOI: 10.1136/bmj-2024-082007). 99 randomisierte Studien mit 6.582 Erwachsenen flossen in das Review ein.
Untersucht wurden verschiedene Arten des intermittierenden Fastens: alternierendes Fasten, das heißt Fasten jeden 2. Tag; zeitlich begrenztes Essen, zum Beispiel 16:8, 16 Stunden Fasten und 8 Stunden essen und ganztägiges Fasten, zum Beispiel 5:2, also 2 Tage fasten und 5 Tage normal essen. Auch eine kontinuierliche Kalorienrestriktion und eine Ad-libitum-Ernährung, das heißt nicht beschränkte Kalorienaufnahme, wurden eingeschlossen.
Die Teilnehmenden waren median 45 Jahre alt und hatten Übergewicht oder Adipositas, mit einem medianen Body-Mass-Index von 31,3 kg/m². 5.862 Personen hatten gesundheitliche Probleme wie Adipositas, Diabetes oder metabolisches Syndrom und 720 wurden als gesund eingestuft.
Alternierendes Fasten mit geringfügigen Vorteilen
Alle Strategien des intermittierenden Fastens und der kontinuierlichen Energieeinschränkung reduzierten das Körpergewicht im Vergleich zu einer Ad-libitum-Diät.
Gegenüber der kontinuierlichen Kalorieneinschränkung war das alternierende Fasten als einzige Form der intermittierenden Fastenstrategien im Vorteil (mittlere Differenz Körpergewicht −1,29 kg; mittlere Evidenzsicherheit).
Zusätzlich verloren die Teilnehmenden durch das alternierende Fasten geringfügig mehr an Gewicht als beim zeitlich begrenzten Essen und beim ganztägigen Fasten (mittlere Differenz −1,69 kg bzw. −1,05 kg, beide mittlere Evidenzsicherheit).
Die Schätzungen fielen in Studien mit einer Nachbeobachtungszeit von weniger als 24 Wochen (n = 76) ähnlich aus; jedoch ergaben sich in mittel- bis langfristigen Studien (≥ 24 Wochen, n = 17) nur Vorteile bei der Gewichtsreduktion der verschiedenen Strategien, wenn sie mit Ad-libitum-Diäten verglichen wurden.
Das alternierende Fasten senkte im Vergleich zum zeitlich begrenzten Essen den Gesamtcholesterinspiegel, die Triglyceride und das Nicht-HDL-Cholesterin. Gegenüber dem ganztägigen Fasten führte das zeitlich begrenzte Essen zu einem leichten Anstieg des Gesamtcholesterins, des LDL-Cholesterins und des Nicht-HDL-Cholesterins.
Kein Ersatz, sondern Ergänzung
In ihrem Editorial betonen Kollegen um Mauricio Medina Rodríguez, CES University, Medellín, dass die Unterschiede nicht die vordefinierte Schwelle für klinische Relevanz von mindestens 2 kg erreichten, die für Personen mit Adipositas festgelegt wurde (2025; DOI: 10.1136/bmj.r1156).
Der Wert der Studie liege aber nicht darin, eine universell überlegene Strategie zu etablieren, sondern darin, das alternierende Fasten als zusätzliche Option im therapeutischen Repertoire zu positionieren. Die Suche nach einer idealen Diät, die für die gesamte Bevölkerung anwendbar ist, sei ein reduktionistischer Ansatz, der die Notwendigkeit personalisierter Interventionen außer Acht lässt.
Die Wahl des Ernährungsplans sollte die Krankengeschichte, Essenspräferenzen, den psychosozialen Kontext und die Machbarkeit einer langfristigen Einhaltung berücksichtigen.
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