FDA lässt DPP1-Inhibitor Brensocatib zur Behandlung von Bronchiektasien zu

Silver Spring – Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat mit dem DPP1-Inhibitor Brensocatib (Brinsupri) erstmals ein Medikament zur Behandlung von Bronchiektasien zugelassen, die sich infolge von chronischen Atemwegsinfektionen bilden können. Grundlage waren die Ergebnisse der Studien WILLOW und ASPEN, in denen Brensocatib die Häufigkeit der pulmonalen Exazerbationen signifikant gesenkt hat.
Bronchiektasien können zum einen durch angeborene Lungenerkrankungen wie die Mukoviszidose oder primäre Ziliendyskinesien verursacht werden. Sehr viel häufiger sind sie die Folge von chronischen Infektionen der Atemwege.
Die damit verbundenen Entzündungsreaktionen schädigen die Wände der Bronchien, bis sie schließlich unter dem Druck des Hustens nachgeben. Dann bilden sich irreversible Aussackungen, in denen sich der Schleim sammelt. Dies fördert die Bildung weiterer Infektionen und Entzündungen, die die Bronchien weiter schädigen.
Die Behandlung besteht derzeit in einer regelmäßigen Gabe von Antibiotika, die allerdings den Teufelskreis nicht stoppen können. Der Wirkstoff Brensocatib versucht dies durch die Hemmung des Enzyms Dipeptidylpeptidase 1 (DPP-1), das von den neutrophilen Granulozyten freigesetzt wird und an der Schädigung der Bronchialwände beteiligt ist.
Der Hersteller hatte die Wirksamkeit von Brensocatib in der Phase-2-Studie WILLOW und der Phase-3-Studie ASPEN an Patientinnen und Patienten untersucht, bei denen die Bronchiektasien mit einer Computertomografie diagnostiziert worden waren und die mindestens 2 pulmonale Exazerbationen in den letzten 12 Monaten erlitten hatten. Beide Studien verglichen Brensocatib in der Tagesdosis von 10 mg und 25 mg mit Placebo.
In der Studie WILLOW hatte Brensocatib während der 24-wöchigen Behandlungszeit die Dauer bis zur nächsten Exazerbation signifikant verlängert mit einer Hazard Ratio für die niedrige Dosis von 0,58 (95-%-Konfidenzintervall: [0,35; 0,95]) und von 0,62 [0,38; 0,99] für die höhere Dosis.
In der ASPEN-Studie kam es über einen Behandlungszeitraum von 52 Wochen zu einem Rückgang der Exazerbationen um 21,1 % (Rate Ratio 0,79 [0,68; 0,92] unter der niedrigen und um 19,4 % (Rate Ratio 0,81 [0,69; 0,94] unter der höheren Dosierung.
Günstige Ergebnisse gab es auch in mehreren sekundären Endpunkten wie der Zeit bis zur ersten Exazerbation, dem Anteil der Patienten, die vor einer weiteren Exazerbation verschont blieben, der jährlichen Rate von schweren Exazerbationen und der Entwicklung der Atemfunktion in der Einsekundenkapazität (FEV1).
Da Brensocatib in den beiden Studien gut vertragen wurde, war eine Zulassung auch von den beteiligten deutschen Experten erwartet worden. Ein Anstieg der bakteriellen Infektionen war in den beiden Studien trotz der Enzymblockade bei den neutrophilen Granulozyten ausgeblieben.
Die FDA weist in der Fachinformation auf einen Anstieg von Hautausschlägen und auf eine vermehrte Hauttrockenheit hin. In der Studie WILLOW war es bei einigen Patienten auch zu Veränderungen in der Gingiva gekommen. Die FDA rät außerdem als Vorsichtsmaßnahme, auf die Verwendung von Lebendimpfstoffen zu verzichten.
Der Einsatz von Brinsupri ist auf Patienten mit erworbenen Bronchiektasien (nicht Mukoviszidose) ab einem Alter von 12 Jahren beschränkt. Der Hersteller Insmed Incorporated aus Bridgewater in New Jersey hat auch bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) die Zulassung beantragt.
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