Medizin

Frauen in Herz-Kreislauf-Studien weiterhin unterrepräsentiert

  • Montag, 1. September 2025
/Drobot Dean, stock.adobe.com
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Rochester/Los Angeles – Frauen nehmen nach wie vor zu selten an kardiovaskulären Studien teil – trotz der hohen Krankheitslast, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch für sie bedeuten. Das zeigt eine systematische US-Übersichtsarbeit, die jetzt in JAMA Network Open erschienen ist (2025; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2025.29104).

Das Team um Frederick Berro Rivera (Mayo Clinic, Rochester, Minnesota) und Martha Gulati (Cedars-Sinai Smidt Heart Institute, Los Angeles) analysierte 1.079 klinische Studien, die zwischen 2017 und 2023 auf ClinicalTrials.gov registriert waren. Knapp 1,4 Millionen Patientinnen und Patienten nahmen teil, darunter 571.641 Frauen – ein Anteil von 41 %.

Der Analyse zufolge variierte die Verteilung stark nach Erkrankung:

  • Arrhythmien: Frauenanteil 41,7 %, F:M (Female:Male) 0,50 (Median), PPR (Participation to Prevalence Ratio) 0,59

  • Koronare Herzkrankheit (KHK): 30,8 %, F:M 0,39, PPR 0,66

  • Akutes Koronarsyndrom (ACS): 22,1 %, F:M 0,32, PPR 0,71

  • Herzinsuffizienz: 37,4 %, F:M 0,51, PPR 0,80

  • Schlaganfall: 35,9 %, F:M ca. 0,74, PPR 0,74

  • Diabetes: 45,8 %, F:M 0,90, PPR 0,90

  • Dyslipidämie: 37,1 %, F:M 0,88, PPR 0,88

  • Hypertonie: 50,3 %, F:M 0,82, PPR 0,82

  • Adipositas: 58,1 %, F:M 2,29, PPR 1,44

  • Pulmonale Hypertonie: 57,8 %, F:M 2,86, PPR 1,30

Auch die Art der Intervention beeinflusste die Zusammensetzung: In Arzneimittelstudien lag der Frauenanteil bei lediglich 34,2 %, während er in Studien zu Lebensstilinterventionen 55,8 % erreichte. Akademische Einrichtungen rekrutierten deutlich mehr Frauen (50,0 %) als industriegesponserte Studien (37,4 %).

Altersabhängig zeigte sich ein klarer Rückgang: Bei Teilnehmenden unter 55 Jahren lag der Frauenanteil bei 46,7 %, bei über 65-Jährigen nur noch bei rund 32 %.

Repräsentationslücken gefährden Übertragbarkeit

Die Autorinnen und Autoren weisen darauf hin, dass Frauen gerade in Studien zu Erkrankungen mit hoher Prävalenz wie Vorhofflimmern (65 % Prävalenz, PPR 0,59), Schlaganfall (57 %, PPR 0,74) oder KHK (43 %, PPR 0,66) deutlich unterrepräsentiert sind. In Adipositas-Studien sowie Studien zu pulmonaler Hypertonie dagegen überstieg ihr Anteil den zu erwartenden Wert (PPR >1,2).

Positiv hob das Team hervor, dass während der COVID-19-Pandemie zwischen 2019 und 2022 die Beteiligung von Frauen leicht anstieg – insbesondere bei Hypertonie-Studien. Digitale und dezentrale Studienstrukturen könnten hierzu beigetragen haben.

„Diese Lücken schränken nicht nur die Verallgemeinerbarkeit der Studienergebnisse ein, sondern führen auch zu einer Fortsetzung der Ungleichheiten in der evidenzbasierten Versorgung von Frauen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, fassen die Forschenden abschließend zusammen. Notwendig seien inklusivere Studiendesigns, flexible Rekrutierungsmodelle sowie verbindliche regulatorische Vorgaben zur Geschlechterparität.

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