Glaukomchirurgie: Trabekulärer Mikrobypass senkt Intraokulardruck um fast 24 Prozent

Sheridan – Der Augeninnendruck kann durch Ableitung des Kammerwasser über das Trabekelmaschenwerk mit einem dort implantierten Stent gesenkt werden. Das ist eine seit langem etablierte Technik der minimalinvasiven Glaukomchirurgie (MIGS). Die Methode bietet sich bei Patienten, die Glaukom und Katarakt haben, zur Anwendung während einer Kataraktoperation an. Zusätzliche Inzisionen werden nicht erforderlich.
Die neueste Generation dieser während der Kataraktoperation (Phakoemulsifikation) eingesetzten trabekulären Mikrobypass-Stents haben nun amerikanische Ophthalmologen an 121 Augen getestet (Ophthalmology and Therapy 2025; DOI: 10.1007/s40123-024-01087-7).
Dabei konnte der Intraokulardruck (IOD) von durchschnittlich 18,1 mm Hg präoperativ auf 13,8 mm Hg nach einem Jahr gesenkt werden, was einer Druckreduktion um 23,8 % entspricht.
Das Titanimplantat iStent infinite ist ein 3-Stent-System, das nach der Entfernung der getrübten Linse zum Einsatz kommt. Der erste Stent wird nasal durch das Trabekelwerk in den Schlemm'schen Kanal implantiert. Der zweite Stent wird etwa 2 Uhr entfernt implantiert, der dritte Stent in ähnlicher Entfernung vom zweiten. Danach wird die korrekte Platzierung des Stents gonioskopisch kontrolliert, dann wird das Viskoelastikum entfernt und der korneale Wundverschluss bestätigt.
Die im Schnitt zum Operationszeitpunkt 73,8 Jahre alten Patienten hatten als leicht bis moderat eingestufte Glaukome mit einem durchschnittlichen Gesichtsfeldverlust von -3,47 dB. Bei fortgeschritteneren Glaukomen mit sehr hohen Druckwerten und/oder ausgeprägteren Gesichtsfeldeinschränkungen wird man entweder auf die invasiveren transkonjunktivalen Ableitungen des Kammerwassers oder auf klassische Glaukomoperationen wie die Trabekulektomie zurückgreifen.
Nach der Kombinationsoperation stieg der Anteil der Augen in dem Kollektiv mit einem konsistenten IOD von nicht mehr als 18 mm Hg von 53,1 % auf 87,5 %, jener mit höchstens 15 mm Hg von 21,9 % auf 75 % und jener mit höchstens 12 mm Hg von 3,1 % auf 43,8 %. Die durchschnittliche Senkung der Anzahl der applizierten drucksenkenden Medikamente - antiglaukomatöse Augentropfen - war etwas moderater: von 1,38 auf 1,06. Der Anteil der Augen, die gar keine Medikamente brauchten, stieg von 9,4 % auf 37,5 %.
Intraoperative Komplikationen berichten die Forschenden nicht. Während des Beobachtungszeitraums war bei 3 Augen wegen Nicht-Erreichens des Zieldrucks eine sekundäre Glaukomintervention notwendig geworden. Nennenswerte postoperative Komplikationen oder Auffälligkeiten in Zusammenhang mit den iStent infinite gab es laut den Autoren nicht.
Sie stellen dieses Detail bei der Analyse der Effektivität heraus: „Die IOD-Senkungen in dieser Studie waren statistisch und klinisch signifikant. Der Anteil der Augen, die niedrigere IOD-Schwellenwerte erreichten, ist besonders bemerkenswert: ein fast 15-facher Anstieg bei Augen mit einem IOD ≤ 12 mm Hg und mehr als das 3-fache bei Augen mit einem IOD ≤ 15 mm Hg.“ Bemerkenswert sei auch der 4-fache Anstieg des Anteils der Augen, die keine topischen Medikamente mehr brauchten.
Anzufügen ist, dass es keine Vergleichsgruppe gab, bei der nur eine Phakoemulsifikation durchgeführt wurde. Die Kataraktoperation allein kann vor allem bei Augen mit hohem Ausgangsdruck zu einer IOD-Reduktion um mehrere mm Hg führen. Auf eine Phaco-only-Gruppe, so die Autoren, habe man aus ethischen Gründen verzichtet.
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