Medizin

Globale Gesundheitsförderung fällt auf Tiefstand

  • Donnerstag, 17. Juli 2025
/kalafoto, stock.adobe.com
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Seattle – Durch die weltweite Kürzung von Entwicklungshilfen wird die internationale Gesundheitsförderung in diesem Jahr einer neuen Studie zufolge auf das niedrigste Niveau seit 15 Jahren fallen.

Das zeigen Berechnungen einer US-Forschungsgruppe, welche die weltweiten Entwicklungshilfen für den Gesundheitsbereich (Development assistance for health, kurz: DAH) von 1990 bis 2030 auf Basis einer Vielzahl von Datenquellen geschätzt hat.

Demnach erreichten die DAH während der Coronapandemie 2021 ein Rekordniveau von gut 80 Milliarden US-Dollar, würden in diesem Jahr aber auf knapp 39 Milliarden US-Dollar fallen, so die Studie im Fachblatt The Lancet (2025; DOI: 10.1016/S0140-6736(25)01240-1).

Das wäre der niedrigste Stand seit 2009. Die USA hatten zuletzt ihre Hilfen massiv heruntergefahren, auch Deutschland, Frankreich und Großbritannien kürzten ihre Ausgaben.

Die Autorinnen und Autoren der Studie prognostizieren unter den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen, dass die weltweiten DAH bis 2030 weiter stagnieren und 2030 einen Wert von gut 36 Milliarden US-Dollar erreichen würden.

„Ära der weltweiten Sparpolitik im Gesundheitswesen“

Die weltweit sinkenden Ausgaben würden zum Beginn einer neuen „Ära der weltweiten Sparpolitik im Gesundheitswesen“ führen, warnt die Forschungsgruppe.

Insbesondere afrikanische Länder südlich der Sahara wie Somalia, die vom Krieg gezeichnete Demokratische Republik Kongo sowie Malawi würden am härtesten von den Einsparungen getroffen, hieß es in der Studie. Die Gesundheitsversorgung in diesen Ländern wird zum Großteil mit Geldern aus dem Ausland finanziert.

Die Kürzungen würden auch einen massiven Einfluss auf die Behandlung sowie die Prävention einer Reihe von Krankheiten haben, darunter HIV und Aids, Malaria und Tuberkulose, betont die US-Forschungsgruppe weiter.

Der Studie zufolge kürzten die USA ihre DAH-Mittel 2025 im Vergleich zum Vorjahr um mindestens 67 %. Die Ausgaben Großbritanniens und Frankreichs in dem Bereich sanken demnach um 40 beziehungsweise 33 %, während Deutschland um 12 % kürzte.

US-Präsident Donald Trump hatte unmittelbar nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar per Dekret die US-Auslandshilfen eingefroren und anschließend mehr als 80 % der Programme der United States Agency for International Development (USAID) gestrichen. Die massiven Kürzungen sorgten bei Hilfsorganisationen weltweit für Entsetzen. Am 1. Juli stellte USAID die Arbeit offiziell ein.

Erhaltung einer „Lebensader für Gemeinden in ganz Afrika“

Unterdessen scheinen zumindest Sparpläne zum „Notfallprogramm des Präsidenten zur Bekämpfung von Aids“ (President’s Emergency Plan for Aids Relief, PEPFAR) wieder verworfen: Ursprünglich hatte Trump angekündigt, die Mittel für das weltweit bedeutende HIV- und Aidshilfsprogramm um 400 Millionen US-Dollar kürzen zu wollen.

Nach einer parteiübergreifenden Initiative einigten sich die Republikaner im Senat und das Weiße Haus aber kürzlich darauf, die PEPFAR-Finanzierung aufrechtzuerhalten. „Allerdings müssen sowohl der Senat als auch das Repräsentantenhaus noch über das endgültige Sparpaket abstimmen, und vor Ablauf der gesetzlichen Frist könnten weitere Änderungen eingebracht werden“, heißt es in einer Mitteilung der International AIDS Society (IAS).

Kenneth Ngure, designierter Präsident der IAS, betonte die Bedeutung der Entscheidung für den afrikanischen Kontinent. „PEPFAR ist eine Lebensader für Gemeinden in ganz Afrika“, wird er in der Mitteilung zitiert. „Die Wiederherstellung dieser Finanzierung würde Hoffnung für Menschen bedeuten, die mit HIV leben und davon betroffen sind.“

afp/all

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