Grundimmunität gegen SARS-CoV-2 in der Bevölkerung ausreichend

Köln – Von Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie an initiierten einige Länder nationale populationsbasierte Seroprävalenzstudien – nicht so in Deutschland. Insbesondere im Sommer des vergangenen Jahres waren keine Seroprävalenzerhebungen geplant.
Um nun die Seroprävalenz hierzulande einschätzen zu können, führten Kai Schulze-Wundling und Hendrik Streeck, Universität Bonn, sowie ein Co-Autorenteam im Rahmen des IMMUNEBRIDGE-Projekts die GUIDE-Studie durch und präsentieren ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Ärzteblatts (2023; DOI: 10.3238/arztebl.m2023.0072).
Als Grundgesamtheit für ihre Studie wurde die deutschsprachige Bevölkerung ab 18 Jahren in Privathaushalten mit Erstwohnsitz in Deutschland definiert. Die Studienteilnehmenden wurden über das PAYBACK Online Panel sowie eine telefonische Erhebung („computer assisted telephone interview“ – CATI) rekrutiert.
Auf Basis vordefinierter Faktoren bezüglich Geschlecht, Altersgruppen, Schulbildung, Bundesland sowie der Regionalverteilung wurde aus mehr als 130.000 Personen (PAYBACK) eine Zufallsauswahl getroffen und 28.965 Einladungen versendet.
Um einen statistisch möglichst robusten Überblick über die Anti-SARS-CoV-2-Immunitätslage der erwachsenen Bevölkerung zu erhalten, wurden serologische Untersuchungen mittels Trockenblutkarten durchgeführt und Daten der telefonischen sowie einer Online-Befragung erhoben.
Die Blutproben wurden auf die Präsenz von Antikörpern gegen das S- und das N-Antigen von SARS-CoV-2 hin untersucht. Die Präsenz von Antikörpern gegen das N-Antigen deutet unabhängig vom Impfstatus einer Person auf eine frühere Infektion hin, während das Vorhandensein von Antikörpern gegen das S-Antigen entweder auf eine frühere Infektion oder Impfung hinweist.
Um die Grundgesamtheit der deutschsprachigen Bevölkerung in Privathaushalten ab 65 Jahren besser abzudecken, fand zusätzlich eine telefonische Erhebung von 1.500 über 65-Jährigen statt (CATI).
Bei 95,7 % der insgesamt 15.932 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden Antikörper gegen das S-Antigen und bei 44,4 % gegen das N-Antigen nachgewiesen. In den Altersgruppen der besonders gefährdeten Personen 65+ und 80+ war die Nachweisbarkeit von Anti-S-Antikörpern mit 98,8 % besonders hoch.
Es traten deutliche regionale Unterschiede in der Verteilung der anti-S- und anti-N-Antikörper zutage. Immunitätslücken bestanden sowohl regional als auch demografisch. So zeigten sich besonders in ostdeutschen Bundesländern hohe anti-N und in westdeutschen hohe anti-S-Antikörperwerte.
Nach Ansicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deuten die Ergebnisse ihrer Studie deuten darauf hin, dass ein Großteil der erwachsenen deutschen Bevölkerung Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus gebildet hat.
Sie gehen davon aus, dass dadurch – Abhängig von den Charakteristika der jeweiligen SARS-CoV-2-Variante – die Wahrscheinlichkeit von Überlastungsszenarien des Gesundheitssystems durch Hospitalisierungen infolge von COVID- sowie intensivstationären Fällen in den nächsten Wellen im Vergleich zu einer Situation ohne diese Immunitätslage in der Bevölkerung erheblich reduziert.
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