Impfung reduziert Risiko für Long COVID

Oxford – Bei Geimpften ist die Wahrscheinlichkeit Long-COVID-Symptome nach einer SARS-CoV-2-Infektion zu entwickeln um etwa 40 % geringer. Eine COVID-19-Impfung reduziert SARS-CoV-2-Infektionsraten und damit auch die Inzidenz von Long COVID. Die bisherige Evidenzlage ist nicht eindeutig, ob eine Impfung auch das Risiko für die Entwicklung von Long-COVID-Symptomen nach einer Infektion mindert.
Inwiefern COVID-19-Impfungen das Risiko für Long COVID verringern, untersuchten nun britische Wissenschaftler bei zuvor geimpften Patienten (doppelt geimpft) 12 Wochen nach einer Infektion (medRxiv 2022; DOI: 10.1101/2022.02.23.22271388). 74,0% erhielten den Vektorimpfstoff von Oxford/Astrazeneca und jeweils 25,5% und 0,5% Pfizer/Biontech- bzw. Moderna-Impfstoffe.
Die geimpften Teilnehmer (n=3090, mittleres Alter: 49 Jahre, 54% weiblich, 92% weiß, medianes Follow-up nach Infektion 96 Tage) und 1:1 gematchte, ungeimpfte Kontrollpersonen wurden im Zeitraum von April 2020 und November 2021 per PCR- oder Antigenschnelltest positiv auf SARS-CoV-2 getestet.
Fast alle geimpften Teilnehmer (98,9%) infizierten sich ab Mai 2021, wo die Delta-Variante in Großbritannien dominierte, wohingegen fast alle ungeimpften Teilnehmer (99,7%) sich vor diesem Zeitpunkt ansteckten. So dass Unterschiede zwischen den beiden Expositionsgruppen in der Wahrscheinlichkeit Long-COVID-Symptome zu entwickeln, möglicherweise auch durch die Eigenschaften von anderen dominanten COVID-19-Varianten beeinflusst wurden, geben die Studienautoren zu bedenken.
Long-COVID-Symptome wurden mit einer Prävalenz von 9,5% von geimpften Teilnehmern im Vergleich zu 14,6% von ungeimpften Teilnehmern berichtet (adjusted odd ratio 0,59 (95% CI: 0,50 bis 0,69)). Es gab keine Hinweise auf Unterschiede nach doppelter Impfung mit Vektorimpfstoffen oder mRNA-Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 (p=0,25), heben die Studienautoren hervor.
Eine vollständige Impfung mit 2 Dosen mindestens 2 Wochen vor einer SARS-CoV-2-Infektion war mit einer 41%-igen Verringerung der Wahrscheinlichkeit für die Ausprägung von Long-COVID-Symptomen verbunden, als im Vergleich zu ungeimpften.
Eine Impfung gegen COVID-19 ist mit geringeren Risiken für Long-COVID-Symptome assoziiert, schlussfolgern die Wissenschaftler. Daher sollten Impfkampagnen auch dieses Thema aufgreifen, um ggf. die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen. Es sind jedoch weitere Analysen mit längerer Nachbeobachtungszeit von Nöten, genauso wie die Bewertung von Boosterimpfungen und SARS-CoV-2-Varianten wie Omicron.
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