Medizin

Ist der empfohlene Coronaabstand immer ausreichend?

  • Dienstag, 15. Dezember 2020
/chagin, stock.adobe.com
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Peking – Der gebotene Coronasicherheitsabstand könnte in bestimmten Situationen – beispielsweise beim Hintereinandergehen in Innenräumen – stark von der Umgebung abhängen. Strömungsmodelle deuten darauf hin, dass es dabei einen großen Unterschied macht, ob ein Flur oder Gang schmal oder breit ist, wie chinesische Forscher im Fachblatt Physics of Fluids (DOI: 10.1063/5.0034874) schreiben.

Zudem seien Kinder in einer solchen Situation womöglich mehr gefährdet als Erwachsene. Die tatsäch­liche Ansteckungsgefahr untersuchten die Forscher dabei nicht.

Xiaolei Yang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking (China) und sein Team woll­ten wissen, wie sich hinter einem hustenden Menschen die Tröpfchen verteilen, wenn er sich über einen Gang oder Flur bewegt. Dabei stellten sie fest, dass der Knackpunkt die Breite des Ganges ist. Es sei er­forderlich, je nach Umgebung unterschiedliche Sicherheitsabstände zu empfehlen, schlussfolgern die Wissenschaftler.

Die Forscher simulierten die Ausbreitung einer Wolke aus rund 1.000 solcher Tröpfchen. Die hustende Person geht dabei in zügigem Tempo. Xiaolei Yang und Kollegen verglichen den Einfluss von Wänden an der Seite: In einem Fall lagen die Wände 6 Meter auseinander, im anderen Fall 1,2 Meter. In den Simula­tionen ging das Team davon aus, dass die hustende Person keine Maske trägt. Frühere Studien haben aber gezeigt, dass das Tragen einer Maske das Risiko durch die Verteilung von infektiösen Tröpfchen wirksam verringern kann.

Die Forscher fanden mit ihren Modellen heraus, dass sich die Tröpfchenwolke auf 2 grundsätzlich ver­schiedene Arten ausbreiten kann. Beim breiten Gang – also bei einem Wandabstand von 6 Metern – sor­gen Luftverwirbelungen hinter der hustenden Person dafür, dass die Tröpfchen zu einem guten Teil mit­gezogen werden. Dadurch verteilen sie sich relativ gut im Raum. Das könnte die Virenbelastung für einen hinterhergehenden Menschen verringern.

Bei schmalen Gängen, also bei einem Wandabstand von lediglich 1,2 Metern, haben die Verwirbelungen hinter dem potenziell Infizierten nicht den gleichen Effekt. Der Hauptteil der Tröpfchen bleibt verein­facht gesagt in der Luft hängen und wird weniger stark durchmischt. Dadurch ist in rund 5 Metern Ab­stand zu dem hustenden, gehenden Menschen eine Wolke mit deutlich größerer Tröpfchenkonzen­tration.

„Dies ist eine große Herausforderung bei der Bestimmung einer sicheren sozialen Distanz an Orten wie einem sehr engen Korridor“, wird Xiaolei Yang in einer Mitteilung der Chinesischen Akademie der Wissen­schaften zitiert. In Deutschland wird ein Abstand zu Mitmenschen von mindesten 1,5 Metern empfohlen, um das Infektionsrisiko zu reduzieren.

Die Forscher stellten zudem fest, dass sich die Tröpfchen hinter einem gehenden, hustenden Menschen hauptsächlich auf Hüfthöhe verteilen – unabhängig von der Flurbreite. Dies weise darauf hin, dass Kinder, die hinter einem infektiösen Menschen gehen, einem höheren Übertragungsrisiko ausgesetzt sind.

dpa

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