Medizin

Kohlensäure­haltiges Wasser – fraglicher Nutzen beim Abnehmen

  • Mittwoch, 12. Februar 2025
/HiroSund, stockk.adobe.com
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Shijonawate, Japan – In Laienmedien wird regelmäßig über eine angebliche unterstützende Wirkung von kohlensäurehaltigem Wasser beim Abnehmen berichtet. Eine japanische Publikation hat diese These mit physiologischen Messungen zumindest leicht gestützt (BMJ Nutrition, Prevention & Health 2025; DOI: 10.1136/ bmjnph-2024-001108). Doch die Schlussfolgerung des Autors, wonach das CO2 in kohlensäurehaltigem Wasser die Gewichtsabnahme fördern könne, indem es die Glukoseaufnahme und den Stoffwechsel in den Erythrozyten unterstütze, stößt bei Experten auf Kritik.

Der Autor, Akira Takahashi vom Dialysis Center am Tesseikai Neurosurgery Hospital verglich das Trinken von kohlensäurehaltigem Wasser mit der Hämodialyse, worüber der Mediziner bereits mehrere Forschungsarbeiten veröffentlicht hat.

Bei der Hämodialyse wird das Blut alkalisch, wobei hauptsächlich Kohlendioxid (CO2) entsteht. Ähnlich wird CO2 aus kohlensäurehaltigem Wasser durch die Magenschleimhaut aufgenommen und in den roten Blutkörperchen rasch in Bikarbonat (HCO3) umgewandelt.

Dieser Alkalisierungsprozess beschleunigt nach Takahashis Interpretation die Glukoseaufnahme und -verwertung durch die Aktivierung von Schlüsselenzymen in den roten Blutkörperchen. Während einer typischen 4-stündigen Hämodialysesitzung fließen etwa 48 l Blut durch den Dialysator, was zu einem Glukoseverbrauch von etwa 9,5 g während der Sitzung führt, erklärte Takahashi in einer Presseerklärung.

Er fügte an: „Angesichts dieser minimalen Glukosereduktion ist die Wirkung von CO2 in kohlensäurehaltigem Wasser keine alleinige Lösung zur Gewichtsabnahme. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Betätigung sind nach wie vor entscheidende Komponenten eines nachhaltigen Gewichtsmanagements.“

Die nur 2 Druckseiten umfassende Publikation fand wenig Zustimmung bei Keith Frayn, Emeritus für menschlichen Stoffwechsel (Human Metabolism) am Green Templeton College der Universität Oxford: „Dies ist ein kurzer theoretischer Bericht ohne experimentelle Daten, die die Behauptung stützen, dass kohlensäurehaltige Getränke die Gewichtsabnahme fördern können. Ich bin skeptisch gegenüber dem behaupteten Mechanismus.“

Selbst wenn es möglich wäre zu zeigen, dass das Kohlendioxid in kohlensäurehaltigen Getränken die Verwendung von Glukose durch die Erythrozyten erhöht, führe dies nicht unbedingt zu einer Gewichtsabnahme, wie minimal auch immer.

„Die roten Blutkörperchen können die Glukose nicht vollständig verbrennen, und sie werden von der Leber recycelt. Wenn kohlensäurehaltige Getränke nachweislich zu einer Gewichtsabnahme führen, dann wohl eher über die Auswirkungen auf das Sättigungsgefühl.“ Frayn gibt zu Bedenken: zuckergesüßte kohlensäurehaltige Getränke als Quelle überschüssiger Kalorien würden sicherlich genau das Gegenteil bewirken.

Ähnlich sieht es auch die britische Ernährungsberaterin Catherine Collins: Die Einnahme eines kohlensäurehaltigen Getränks zu den Mahlzeiten habe in einigen Untersuchungen die Kalorienaufnahme durch ein Sättigungsgefühl verringert, in anderen Studien jedoch den Appetit gesteigert.

Ihr Fazit: Kohlensäurehaltiges Wasser sei eine kalorienarme Möglichkeit, den Flüssigkeitshaushalt wieder aufzufüllen. Aber seine natürliche Säure, die aus gelösten CO2-Bläschen stamme, sei nicht so zahnfreundlich wie normale Wasservarianten.

rdg

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