Leipziger Forscher entwickeln Coronaantikörpertest für zuhause

Leipzig – Wissenschaftler der Universität Leipzig haben im Rahmen eines breit angelegten Forschungsprojekts gemeinsam mit dem Biotechnologie-Unternehmen Adversis Pharma einen Coronaantikörpertest für den Hausgebrauch entwickelt.
Anders als bei anderen Antikörper-(Schnell)tests, die vom Patienten selbst durchgeführt werden – und als unzuverlässig gelten – handelt es sich hierbei um ein Set für eine nicht invasive Blutentnahme aus der Fingerbeere mit anschließendem Labortest.
Das auf einer Filterpapierkarte getrocknete Blut schickt der Anwender an das Labor von Adversis Pharma in Leipzig. „Dort werden aus dem resuspendierten Serum die Coronaantiköper mittels ELISA bestimmt“, erklärt Jörg Gabert, Geschäftsführender Gesellschafter von Adversis Pharma. Dieser ELISA habe eine Spezifität von 99,4 Prozent und eine Sensitivität von 100 Prozent und sei in seiner Performance vergleichbar mit dem Antikörpertest von Roche.
Mit dem Test bekomme der Anwender Gewissheit über eine durchgemachte Infektion mit SARS-CoV-2, erklärte Ralf Hoffmann vom Biotechnologisch-Biomedizinischen Zentrum (BBZ) der Universität Leipzig bei der Vorstellung des Tests gestern.
Kein Arztbesuch notwendig
Der Vorteil für den Patienten liege darin, so Gabert, dass das Abnahmeset über Apotheken sowie online bezogen werden könne. „Der Patient bestimmt, wann er selbst die Probenahme durchführt und schickt seine Probe in das Labor.“
Jedem der von heute an vertriebenen Testsets liegt ein individueller Zugangscode bei, unter dem der Anwender sich registriert und das Ergebnis innerhalb von 24 bis 48 Stunden online abrufen kann. Die in den Laboren gewonnenen anonymisierten Daten stehen dann zur weiteren Erforschung zur Verfügung.
Der Test sollte frühestens 14 Tage nach einem positiven PCR-Befund durchgeführt werden, erklärte Hoffmann auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblatts. Wie lange man Antikörper sicher nachweisen könne, sei derzeit noch offen.
„Ich erwarte hier einen Zeitraum von circa sechs Monaten – bei vielen Patienten wird man wahrscheinlich auch noch nach neun bis zwölf Monaten Antikörper nachweisen können, aber dazu fehlen bei dieser neuen Infektionskrankheit noch die Grundlagen“, so der Chemiker, der am BBZ die Arbeitsgruppe Bioanalytik leitet.
Antikörper nicht mit Immunität gleichzusetzen
Im ärztlichen Befund werde der Anwender darüber informiert, dass das Vorhandensein von Antikörpern ein sicheres Indiz für eine durchgemachte Infektion, aber nicht mit Immunität gleichzusetzen seien, so Gabert. Ein negatives Ergebnis werde dagegen nicht kommentiert, da „wir einen gezielten Untersuchungsauftrag auf Coronaantikörper haben“.
Geplant sei, so Hoffmann, in Kooperation mit anderen Wissenschaftlern die Titer neutralisierender Antikörper und auch deren Epitope zu identifizieren. Die Hoffnung sei, daraus künftig Aussagen zum Immunschutz ableiten zu können.
Durch die unkomplizierte Handhabung könne der Test insbesondere in Schulen, Kitas, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen genutzt werden, um Risikogruppen zu schützen, teilte das sächsische Wissenschaftsministerium gestern in Leipzig mit.
Dies geschehe durch gezielten Personaleinsatz von Kräften, bei denen Antikörper nachgewiesen worden seien und die dadurch das Ansteckungsrisiko minimierten. Das Gesamtforschungsprojekt ist bis 2022 angelegt und wird mit 323.000 Euro vom Freistaat Sachsen und der Europäischen Union unterstützt.
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