Long COVID: Subtile Myokarditis erklärt kardiale Symptome nach milder Erkrankung

Frankfurt – Die kardialen Symptome, über die einige Patienten nach einer milde verlaufenen Erkrankung klagen, lassen sich im Kardio-MRT häufig auf entzündliche Veränderungen zurückführen, die in der Regel nicht zu einer Funktionsstörung des Herzens führen. Dies kam in einer Fallserie in Nature Medicine (2022; DOI: 10.1038/s41591-022-02000-0) heraus.
Viele Patienten erholen sich auch nach einer milden Erkrankung an COVID-19 nur schleppend. Zu den häufig genannten Symptomen gehören Belastungsintoleranz, Herzrasen oder Brustschmerzen. Die kardiologischen Routinebefunde sind in der Regel normal. Die Laborwerte sind unauffällig und auch in der Echokardiografie sind keine Funktionsstörungen erkennbar.
Ein Team um Eike Nagel vom Universitätsklinikum Frankfurt hat eine Gruppe von 346 Personen im Anschluss an eine überstandene SARS-CoV-2-Infektion zweimal in einem leistungsstarken Magnetresonanztomografen (3 Tesla) mit mehreren Coils und einer modernen Software untersucht. Die erste Untersuchung fand nach 4 Monaten (median 109 Tagen) und die Anschlussuntersuchung nach 11 Monaten (median 329 Tagen) statt.
Die 346 Teilnehmer waren mit durchschnittlich 43,3 Jahren (für COVID-19) relativ jung. Alle waren ambulant behandelt worden, keiner hatte eine ernsthafte Komplikation erlitten. Dennoch gaben 252 Teilnehmer bei der Erstuntersuchung kardiale Symptome an, die vor COVID-19 nicht vorhanden waren. Bei den meisten waren die Herzsymptome mild oder moderat. Nur 9 Patienten (3 %) waren durch die Beschwerden im täglichen Leben eingeschränkt.
Am häufigsten waren eine Belastungsdyspnoe (62 %), gefolgt von Palpitationen (28 %), atypischen Brustschmerzen (27 %) und Synkopen (3 %). Prof. Nagel betont, dass die Patienten nicht repräsentativ für Post COVID waren. Sie wussten von der Zielsetzung der Studie, so dass Patienten mit kardialen Symptomen ein höheres Interesse an der Teilnahme hatten.
Die Routine-Tests lieferten keine Erklärung für die Beschwerden. Bei der ersten Untersuchung unterschieden sich die Laborwerte einschließlich C-reaktivem Protein (CRP), hochempfindlichem Troponin T und NT-proBNP nicht von einer Kontrollgruppe, die nicht an COVID-19 erkrankt war. Auch bei der Herzleistung (links- und rechtsventrikuläre Ejektionsfraktion) gab es in der Regel keine Auffälligkeiten.
Erst das Kardio-MRT lieferte eine mögliche Erklärung für die Long COVID-Symptome. Ein spätes Gadolinium-Enhancement (LGE) zeigte an, dass sich kleinere nicht-ischämische Myokardnarben gebildet hatten. Erkennbar waren auch minimale Perikardergüsse und Entzündungsmerkmale.
Für die Erstautorin Valentina Puntmann passen die MRT-Veränderungen zu den Symptomen der Patienten. Eine ausgeprägte Myokarditis, die den Herzmuskel tiefgreifend schädigen kann und die Herzfunktion gefährdet, wurde nicht gefunden.
Bei 57 % der Patienten bestanden diese Beschwerden auch noch bei der Zweituntersuchung. Auch zu diesem Zeitpunkt waren Zeichen einer leichten aber anhaltenden Herzentzündung erkennbar, die nicht mit strukturellen Veränderungen der Herzklappen oder Herzwände einhergingen. Die Studie zeigt, dass die anhaltenden kardialen Beschwerden einen pathophysiologischen Hintergrund haben und nicht auf einer Einbildung beruhen.
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