Medizin

Morbus Parkinson: Smartwatch und Smartphone können zum Monitoring verwendet werden

  • Montag, 17. Juni 2024
/Kaspars Grinvalds, stockadobecom
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Rochester/New York – Handelsübliche Wearables könnten in Zukunft genutzt werden, um den Verlauf des Morbus Parkinson genauer zu verfolgen. Dies zeigen die Ergebnisse einer prospektiven Beobachtungs­studie in npj Parkinson´s Disease (2024; DOI: 10.1038/s41531-024-00721-2).

Neurologen sind bei der Beurteilung des klinischen Zustands ihrer Parkinsonpatienten auf den klinischen Blick und auf zeitaufwendige Fragebögen angewiesen. Sie geben zudem nur den Zustand des Patienten während der Visite wieder. Die Erkrankung zeichnet sich aber durch starke Fluktuationen der Symptome aus.

In dieser Situation könnten die Smartwatches und Smartphones helfen, die viele Patienten besitzen. Die Smartwatches verfügen über einen Akzelerometer, der die verminderten Bewegungen des Arms und den Tremor aufzeichnen, die Kennzeichen der Erkrankung sind. Auch die verminderte tägliche Schrittzahl liefert Hinweise auf den Verlauf der Erkrankung.

Zusammen mit dem Smartphone, das mit Akzelerometer und Gyroskop ausgerüstet ist, lässt sich die Geschwindigkeit beim Gehen bestimmen. Am Smartphone können die Patienten neurophysiologische Tests durchführen wie das „Finger tapping“, bei dem die Patienten in rascher Folge auf das Display tippen. Mit verschiedenen „Trail Tests“, bei denen die Patienten Punkte auf dem Display verbinden müssen, lassen sich auch die kognitiven Fähigkeiten messen. Eine App kann Veränderungen in der Sprache erkennen.

Ein Team um Jamie Adams vom University of Rochester Medical Center hat die Teilnehmer ihrer Studie „Watch PD“ zusätzlich am Brustbein, am unteren Rücken sowie an jedem Handgelenk und am Fuß mit tragbaren Sensoren versehen, die zusätzliche Informationen zum Bewegungs­muster der Patienten lieferten.

In einer früheren Studie hatten die Forscher zeigen können, dass Smartphone, Smartwatch und Sensoren in der Lage waren, gesunde Menschen von Patienten im Frühstadium eines Morbus Parkinson zu unterscheiden (npj Parkinson´s Disease, 2023; DOI: 10.1038/s41531-023-00497-x).

Damals hatten 80 Patienten und 50 gesunde Probanden an der Studie teilgenommen. 57 Patienten waren bereit, die Sensoren über ein ganzes Jahr zu tragen, ebenso einige gesunde Probanden.

Wie Adam berichtet, registrierten die Wearables in dieser Zeit eine Reihe von Veränderungen bei den Patienten. Dazu gehörte eine Verminderung des durchschnittlichen Armschwungs von 25,9 Grad zu Studienbeginn auf 19,9 Grad im 12. Monat.

Der Anteil der Tageszeit, in denen die Patienten unter einem Tremor litten, stieg von 19,3 % auf 25,6 %. Die tägliche Schrittzahl sank von 3.052 auf 2.331. Auch geringfügige Veränderungen in der Sprache und ein Rückgang der psychomotorischen Fähigkeiten wurden erfasst.

Die Veränderungen entsprachen laut Adams weitgehend den Erfahrungen, die in früheren klinischen Studien an Patienten in diesem Stadium der Erkrankung gemacht wurden. Die Studie soll jetzt mit Unterstützung der Michael J. Fox Foundation um 18 Monate verlängert werden.

rme

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