Medizin

Neue Coronavariante in der Bretagne: RKI bewertet Versagen der PCR-Assays als „gering“

  • Mittwoch, 17. März 2021
/Happyphotons, stock.adobe.com
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Paris – Frankreichs Gesundheitsbehörden haben eine neue Variante des Coronavirus gemeldet, bei der ein Nachweis über die herkömmlichen PCR-Tests erschwert sein könnte. Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht derzeit keine größere Gefahr.

Die Generaldirektionen des französischen Gesundheits­ministeriums hatte gestern erklärt, es habe meh­re­re Patienten gegeben, die typische Symptome von COVID-19 aufgewiesen hätten, aber ein nega­tives PCR-Testergebnis erhalten hatten. Eine Hypothese der Mediziner ist, dass sich das Virus schneller durch die Atemwege bewegt und nur in tieferen Bereichen festgestellt werden kann.

Aufmerksam wurden die Behörden demnach bei einem Ausbruch in einem Krankenhaus in Lannion in der Bretagne. „Die ersten Analysen dieser neuen Variante lassen nicht den Schluss zu, dass sie ernster oder übertragbarer ist als das ursprüngliche Virus“, hieß es. Eingehende Untersuchungen seien im Gang.

Die Gesundheitsbehörden stuften die Variante als „Variant under Investigation“ ein, also eine genau zu beobachtende. Die Generaldirektion betonte, dass Viren sich ständig weiterentwickeln und dement­sprech­end Systeme zur Überwachung eingerichtet worden seien.

Das RKI erklärte heute auf Anfrage des Deutschen Ärzteblattes, es handele sich bei der in Frankreich nachgewiesenen Variante um SARS-CoV-2 der „Clade 20C mit 9 Mutationen im Spike-Protein“. Dies seien „S:H66D, S:G142V, S:D215G, S:V483A, S:D614G, S:H655Y, S:G669S, S:Q949R, S:N1187D“ und folgende Deletionen: „ORF6:K23-, ORF6:V24-, ORF6:S25-, ORF6:I26-, ORF6:W27-, ORF6:N28-, ORF6:L29-, ORF6:­D30-, ORF6:Y31-, S:Y144-.“

Die Mutationen sind dem RKI zufolge über das gesamte Genom verteilt. Damit sei die Wahrscheinlich­keit eines Versagens der PCR-Assays „gering“. Die tatsächliche Sensitivität hänge jedoch vom spezifi­schen Design der Primer der jeweiligen PCR ab. Das RKI betonte, dass zu den in Frankreich verwendeten PCR-Tests keine Informationen vorliegen würden.

Da 44 % der Fälle durch die in Frankreich genutzte PCR erkannt worden seien, sei „ein generelles Ver­sagen der PCR auszuschließen“, schreibt das RKI. Die geringen Nachweisraten in Nasopharyngealabstri­chen seien zudem „nicht ungewöhnlich, da die Nachweise auch vom jeweiligen Stadium der Infektion und der Qualität der Abstrichentnahme abhängig“ seien.

„Dies wird auch durch die positiven SARS-CoV-2-Nachweise im unteren Respirationstrakt bei einigen der in Nasopharyngealabstrichen negativ getesteten Patienten unterstrichen, zu der vermutlich dieselbe PCR genutzt wurde“, heißt es.

Das Geschehen in Frankreich ist laut RKI bisher lokal begrenzt. Die Variante weise zudem „nicht die Mu­tation N501Y“ auf, die mit einer höheren Transmissibilität assoziiert werde. Die lokal erhobenen Daten sprechen nicht für eine erhöhte Transmissibilität dieser Variante von SARS-CoV-2“, erläutert das RKI.

may/dpa/afp

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