Medizin

Pankreasadeno­karzinom: Adjuvante (m)FOLFIRINOX-Chemo­therapie nur kurzzeitig Einzelwirkstoff überlegen

  • Mittwoch, 12. Februar 2025
/SciePro, stock.adobe.com
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Amsterdam – Bei Menschen mit einem lokalisierten Adenokarzinom des Pankreas kann eine vor der Resektion erfolgte Chemotherapie mit (m)FOLFIRINOX das Gesamtüberleben (overall survival, OS) kurzfristig verlängern. Nach einiger Zeit ist die Überlegenheit im Vergleich zu anderen adjuvanten Therapien nicht mehr vorhanden, wie eine retrospektive Kohortenstudie zeigt (JAMA Oncology2025; DOI: 10.1001/jamaoncol.2024.5917) veröffentlicht.

(m)FOLFIRINOX ist ein Chemotherapieschema, welches aus Leucovorin – ein synthetisches Tetrahydrofolsäure-Derivat –, 5-Fluorouracil, Irinotecan und Oxaliplatin in voller oder modifizierter Dosierung besteht. Eine internationale Studiengruppe ermittelte für eine Population von 767 Patienten eine HR (hazard ratio) für verlängertes Gesamtüberleben von 0,66 (95-%-Konfidenzintervall [KI] 0,49; 0,87).

Die im Schnitt 62 Jahre alten und zu 52,7 % männlichen Patienten und Patientinnen wurden präoperativ an 48 klinischen Zentren in 20 Ländern mit 2 bis 11 Zyklen von (m)FOLFIRINOX behandelt. Bei 80 % der Patienten war das Adenokarzinom im Pankreaskopf lokalisiert, in 74 % lag ein Stadium cN0 vor. Ziel der Studie war es, nach Resektion des Adenokarzinom eine Assoziation der adjuvanten präoperativen (m)FOLFIRINOX-Chemotherapie mit dem Gesamtüberleben zu eruieren.

Aus dem Gesamtkollektiv hatten 556 Patienten eine adjuvante Chemotherapie erhalten: entweder mit (m)FOLFIRINOX (36,2 % der Studienpopulation), mit anderen Kombinationstherapien (16,9 %) oder mit einer Monotherapie (46,9 %). Zur endgültigen Auswertung standen die Befunde von 742 Patienten zur Verfügung, von denen 551 (74,3 %) eine adjuvante Chemotherapie erhalten hatten.

Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 30 Monate, während der 341 Patienten (46,0 %) starben. Die durchschnittliche Gesamtüberlebenszeit lag bei 31 Monaten [95-%-KI 27; 37) mit einem 1-, 3- und 5-Jahres-OS von 76,6 % (95-%-KI 73,3 %; 79,6 %), 46,3 % (95-%-KI 41,8 %; 50,6 %) und 29,9 % (95-%-KI 23,6 %; 36,4 %). Für die Patienten, die eine adjuvante Chemotherapie erhalten hatten, betrug die durchschnittliche Überlebenszeit 32 Monate (95-%-KI 27; 40) gegenüber 26 Monaten (95-%-KI 18; 42) bei den Patienten, die keine Chemotherapie erhalten hatten.

Dennoch waren die 5-Jahres-OS-Raten mit 30,2 % bzw. 29,0 % sehr ähnlich. Im Vergleich zu Patienten ohne adjuvante Chemotherapie waren sowohl die Behandlung mit (m)FOLFIRINOX als auch eine andere Kombinationstherapie mit einem verlängerten Gesamtüberleben assoziiert – HR 0,57 (95-%-KI 0,40; 0,80) und HR 0,61 (95-%-KI 0,41; 0,92), während dies unter einer adjuvanten Chemotherapie mit nur einem Wirkstoff nicht der Fall war.

Diese Daten gelten für ein Berechnung aufgrund eines Follow-up von 3 Monaten. Die unabhängige Assoziation von adjuvanter Chemotherapie und OS war nach 12 Monaten (574 Patienten, HR 1,13 [95-%-KI 0,75; 1,68) und nach 24 Monaten (444 Patienten, HR 1,39 [95-%-KI 0,83; 2,23) nicht mehr nachweisbar.

Entsprechend zurückhaltend fällt das Resümee der Autoren zu diesem Aspekt aus: „Die aktuelle Studie zeigte, dass die Assoziation von adjuvanter Chemotherapie und OS nach 30 Monaten zu verschwinden scheint. Dies führt zu der Hypothese, dass eine adjuvante Chemotherapie bei diesen Patienten die Chance auf eine Heilung nicht verbessert, sondern eher zu einer vorübergehenden und verlängerten Unterdrückung der Krankheit führt.“

Das Verschwinden einer solchen Assoziation in den Follow-Up-Analysen nach 12 und 18 Monaten könne darauf hindeuten, dass die Ergebnisse von einem übrig gebliebenen Confounding (Störgrößen) beeinflusst worden sind. Auch könnte der Verlust von Patienten in der Nachbeobachtung zu diesem Phänomen beigetragen haben.

rdg

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