Medizin

S3-Sepsis-Leitlinie mit neuen Empfehlungen zur Früherkennung und medikamentösen Maßnahmen

  • Donnerstag, 7. August 2025
/Artur,l stock.adobe.com
/Artur,l stock.adobe.com

Berlin – Die aktualisierte S3-Leitlinie „Sepsis – Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge“ gibt neue Empfehlungen zur Früherkennung, zu medikamentösen Maßnahmen sowie zum Entlassmanagement. Das teilte die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) mit, die an der Erstellung der Leitlinie beteiligt war.

Sie beinhaltet 88 praxisnahe Empfehlungen und aktualisiert die Version von 2018. Die Leitlinie wurde unter Federführung der Deutsche Sepsis-Gesellschaft (DSG) unter Leitung von Frank Brunkhorst erstellt.

Sepsis und septischer Schock sind laut DSG die Haupttodesursachen auf nicht-kardiologischen Intensivstationen. Fehlregulierte Antworten des Körpers auf eine Infektion können zu akuter Hirnschädigung, akutem Lungen-, Nieren-, und Leberversagen und schlussendlich zum Tod führen.

„Schnelles und strukturiertes Handeln ist entscheidend für das Überleben der Patienten. Die neue Leitlinie schafft dafür eine evidenzbasierte Grundlage, an der sich alle Akteure im Gesundheitswesen orientieren können“, sagte DGIIN-Präsident Matthias Kochanek laut Mitteilung.

Neuerungen in der aktualisierten Leitlinie betreffen unter anderem die Früherkennung und Prozessqualität. So rücken zur Verbesserung der Patientensicherheit strukturierte Abläufe in den Mittelpunkt. „Die Implementierung strukturierter Erkennungs- und Behandlungsalgorithmen ist ein entscheidender Hebel, um die Sepsissterblichkeit in Deutschland nachhaltig zu senken.“, so Kochanek.

Die Leitlinie empfiehlt zudem konkrete Maßnahmen zur schnellen Diagnostik und Therapie, darunter die Messung des Laktats im Blut bei Sepsisverdacht, eine periphervenöse Applikation von Vasopressoren zur Blutdruckstabilisierung und die Nutzung der Rekapillarisierungszeit zur Beurteilung der Gewebeperfusion.

Außerdem wird die Gabe von Beta-Laktam-Antibiotika als prolongierte oder kontinuierliche Infusion sowie der Einsatz von Hydrokortison bei therapierefraktärem septischem Schock empfohlen.

Erstmals rückt in der aktualisierten Leitlinie die Nachsorge von Sepsis-Überlebenden in den Fokus. So wird empfohlen, Betroffene und deren Angehörige über das Beratungsangebot von Selbsthilfegruppen zu informieren und im Entlassbericht auf das mögliche Auftreten eines Post-Intensive-Care-Syndroms (PICS) hinzuweisen.

Parallel zur neuen Leitlinie hat die DGIIN eine 13. Sektion mit dem Schwerpunkt Sepsis ins Leben gerufen. Sie wird geleitet von Sascha David, Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen der Medizinischen Hochschule Hannover sowie Universitätsspital Zürich, und Lina Ko vom Zentrum für Anästhesiologie und Intensivmedizin am UKE Hamburg.

Ziel der Sektion sei, „die Umsetzung der Sepsisleitlinie im klinischen Versorgungsalltag durch fachlichen Austausch und gemeinsame Arbeitsergebnisse aktiv zu unterstützen“, heißt es in der DGIIN-Mitteilung.

Zudem solle die verpflichtende Implementierung des Qualitätssicherungsverfahrens Sepsis praxisnah begleitet werden. Dazu will die Sektion konkrete Hilfestellungen und Handlungsempfehlungen entwickeln, um Kliniken und Teams bei der Umsetzung zu entlasten.

Das neue Qualitätssicherungsverfahrens soll ab kommendem Jahr dazu beitragen, die frühzeitige Diagnostik und umgehende Behandlung der Sepsis in Krankenhäusern zu verbessern. Dazu werden bestimmte Kriterien – fallbezogene Indikatoren, Kennzahlen, die über die Sozialdaten der Krankenversicherungen abgefragt werden sowie einrichtungsbezogene Indikatoren – erfasst, um die Qualität bei Diagnostik und Therapie zu beurteilen.

fri

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung