SARS-CoV-2: 3 Fuß Abstand ebenso sicher wie 6 Fuß

Boston – An Schulen des US-Bundesstaates Massachusetts, die von den Schülern eine Distanz von 3 Fuß (91 cm) verlangten, ist es nach den Ergebnissen einer retrospektiven Studie in Clinical Infectious Diseases (2021; DOI: 10.1093/cid/ciab230) nicht häufiger zu Infektionen mit SARS-CoV-2 gekommen als an Schulen, in denen die Schüler eine Distanz von 6 Fuß (1,82 m) wahren sollten.
Die Empfehlungen zur körperlichen Distanz sind unterschiedlich. Die Weltgesundheitsorganisation hält für Schüler einen Abstand von 1 Meter für ausreichend. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) bestehen dagegen auf 6 Fuß. Die American Academy of Pediatrics rät zu 3 bis 6 Fuß. Dies kann erklären, warum es in Massachusetts, wo die Entscheidung bei den einzelnen Schuldistrikten liegt, unterschiedliche Empfehlungen gab.
Ein Team um Westyn Branch-Elliman von der Harvard Medical School in Boston hat jetzt untersucht, wie sich die verschiedenen Distanzen auf die Infektionszahlen ausgewirkt haben. Die Analyse umfasst 537.336 Schüler und 99.390 Mitarbeiter und den 16-wöchigen Zeitraum vom September 2020 bis zum Januar 2021. Während dieser Zeit kam es unter den Schülern zu 4.226 und beim Schulpersonal zu 2.382 Infektionen mit SARS-CoV-2.
Ein Einfluss der unterschiedlichen Distanzempfehlungen war nicht nachweisbar. Branch-Elliman ermittelte für die Schüler eine relative Inzidenzrate (IRR) von 0,891, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,594 bis 1,335 nicht signifikant war. Auch für das Personal war kein erhöhtes Infektionsrisiko (IRR 0,904; 0,616-1,325) nachweisbar.
Retrospektive Studien sind nicht frei von Verzerrungen. Im derzeitigen politischen Klima, das (nicht nur in den USA) auf eine baldige Wiedereröffnung der Schulen drängt, kommen die Ergebnisse jedoch gerade rechtzeitig. Auch der Leiter des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) stimmte gegenüber der den Medien der Schlussfolgerung der Studie zu, nach der 3 Fuß wohl ausreichen./rme
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