Medizin

SARS-CoV-2: An schwedischen Schulen erkrankten vor allem die Lehrer

  • Montag, 15. Februar 2021
/picture alliance, Eibner-Pressefoto, Weber
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Uppsala – Die Entscheidung, den Lehrbetrieb in den Schulen mit Ausnahme der Oberstufe fortzusetzen, hat in Schweden im letzten Frühjahr zu einer Verdopplung der COVID-19-Fälle unter den exponierten Pädagogen geführt. Auch bei deren Lebenspartnern war ein Anstieg erkennbar.

Unter den Eltern der Schüler kam es dagegen nur zu einer geringen Zunahme der PCR-bestätigten Erkrankungen, wie eine jetzt in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS, 2021; DOI: 10.1073/pnas.2020834118) veröffentlichte Studie zeigt.

In Schweden wechselten am 18. März 2020, eine Woche nach dem ersten Todesfall, die Oberstufen­schüler (17 bis 19 Jahre) in den Online-Unterricht. Die anderen Klassen wurden weiter in den Schulen von den Lehrern unterrichtet. Es gab zwar eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen – von der Händedesin­fek­tion über Abstandsregeln und die Vermeidung von größeren Versammlungen – im Grunde genommen wurde der Schulbetrieb für die Klassen bis zum Alter von 16 Jahren aufrechterhalten.

Da in Schweden alle Einwohner eine persönliche Identifikationsnummer haben, die in verschiedenen Registern geführt wird, konnte ein Team um Helena Svaleryd von der Universität Uppsala ermitteln, ob es bei den Lehrern der Mittelstufen, die weiter in der Schule unterrichteten, häufiger zu Infektionen kam als bei den Lehrern der Oberstufe, die von zuhause aus unterrichteten.

Dies war tatsächlich der Fall. Bei Lehrern der Mittelstufe kam es doppelt so häufig wie in der Oberstufe zu Infektionen. Svaleryd ermittelt eine Odds Ratio von 2,01, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,52 bis 2,67 signifikant war. Die Lehrer der Mittelstufe infizierten auch häufiger ihre Lebenspartner als die Lehrer der Oberstufen (Odds Ratio 1,29; 1,00 bis 1,67).

Unter 124 Berufen, zu denen Svaleryd Daten zur Verfügung standen, waren Lehrer der Mittelstufe am 7. stärksten betroffen. Bis Ende Juni wurden 79 von 39.500 Lehrern der Mittelstufe wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt (von denen allerdings nur einer starb). Wären auch die Mittelstufen online unterrichtet worden, hätte es den Berechnungen von Svaleryd zufolge nur 46 schwere Erkrankungen mit Hospitalisierung unter den Lehrern gegeben.

Svaleryd konnte auch ermitteln, ob die Eltern der Mittelstufler häufiger erkrankten. Die Odds Ratio von 1,17 (1,03 bis 1,32) weist auf ein leicht um 17 % erhöhtes Risiko hin. Da es aber bedeutend mehr Eltern gibt als Lehrer, wären die Auswirkungen auf die Epidemie größer.

Unter den 450.000 Eltern der Mittel­stufler (4,5 % der Bevölkerung) wäre es beim Wechsel auf einen On­line-Unterricht zu 500 weniger COVID-19-Fällen gekommen. Diese Zahl muss jedoch vor dem Hinter­grund der 53.000 Erkrankungen gesehen werden, zu denen es während dieser Zeit in der Gesamtbevöl­kerung gekommen ist.

Svaleryd verteidigt die Entscheidung der schwedischen Regierung. Die Schließung der Schulen wäre eine kostspielige Maßnahme mit potenziell langfristigen nachteiligen Auswirkungen für die Schüler gewesen, findet sie. Unter den Schülern hat es wenige Erkrankungen gegeben.

Von den 1,23 Millionen schulpflichtigen Schülern mussten 94 wegen einer schweren Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden. Unter den 339.000 Schülern der Oberstufe waren es 84. Todesfälle an COVID-19 hat es unter Schülern nicht gegeben, berichtet Svaleryd.

rme

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